Dialog KlimaAnpassung

Leben im Klimawandel gemeinsam meistern

18. September bis 8. Oktober 2023

bunte Kreise
Dialog KlimaAnpassung - jetzt mitmachen!

#GenerationRestoration: UN Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen

Moor während eines Sonnenaufgangs

Nach einem Jahrhundert massiver Natur- und Umweltzerstörungen soll nun ein Jahrzehnt der Wiederherstellung folgen. Zu diesem Zweck begann im Juni 2021 die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen. Das BMUV unterstützt die nationale und internationale Umsetzung der UN-Dekade.

Warum sind unsere Ökosysteme so wichtig?

Ein Mann pflanzt einen Mangroven-Setzling.

Ökosysteme bilden die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Sie produzieren Sauerstoff, filtern Wasser, speichern Kohlenstoff und erzeugen Nahrung. Je gesünder unsere Ökosysteme sind, desto gesünder sind unser Planet und die Lebewesen, die ihn bewohnen. Das schließt den Menschen als eine von vielen Millionen Arten auf dem Planeten mit ein.

Der Klimawandel und der Verlust der Artenvielfalt lassen keinen Zweifel daran: Unsere Ökosysteme sind so gefährdet wie nie zuvor. Um Antworten auf die existenziellen Krisen unserer Zeit zu finden und eine nachhaltige Entwicklung für den Planeten und seine Bewohner sicherzustellen, sind wir auf intakte Ökosysteme und ihre Dienstleistungen dringend angewiesen. Naturnahe Wälder, abwechslungsreiche Agrarlandschaften und neu gepflanzte Mangrovengürtel absorbieren beispielsweise CO2-Emissionen, schützen uns vor Trockenheit und Unwettern und versorgen uns mit Nahrung und Einkommen.

Warum brauchen wir Wiederherstellung?

Bild unter Wasser: Korallenzucht

Damit wir auch weiterhin von solchen Ökosystemleistungen profitieren können, müssen wir unsere Ökosysteme schützen. Aus dieser Überzeugung und Notwendigkeit heraus wurde die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ins Leben gerufen. Ihre Ziele: die Zerstörung und Degradierung von Ökosystemen weltweit stoppen, künftig verhindern und bereits geschädigte Ökosysteme wiederherstellen. Mit dem Querschnittsthema Wiederherstellung bündelt die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen Anliegen des Biodiversität-, Klima- und Bodenschutzes und trägt weltweit zu nachhaltiger Entwicklung – festgehalten in den nachhaltigen Entwicklungszielen ("Sustainable Development Goals") – bei.

Wer steckt hinter der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen?

Blonde Frau hält ein Pflanzentopf mit einem Baum-Setzling in den Händen. Im Hintergrund werden neue Bäume gepflanzt.

Die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen begann im Juni 2021 und endet 2030. Sie folgt auf die Dekade Biologische Vielfalt, die 2020 zu Ende ging.

Während die Wiederherstellung von Wäldern essenziell ist, um den Klimawandel abzumildern und den Verlust der Biodiversität aufzuhalten, rückt die UN-Dekade auch andere terrestrische und aquatische Systeme, wie Flüsse und Seen, Seegraswiesen und Algenwälder, Grasland- und Savannenökosysteme, Moore, Agrarlandschaften und urbane Gebiete stärker in den Fokus und verdeutlicht ihre Relevanz für eine gesunde und resiliente Gesellschaft.

Die UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen wird vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) koordiniert. Sie trägt dazu bei die Ziele der drei UN-Konventionen zu Biodiversität (CBD), Klimawandel (UNFCCC) und Wüstenbekämpfung (UNCCD) umzusetzen. Dies tut sie auf dreierlei Weise:

  • Sie gründete die globale Bewegung #GenerationRestoration, die durch Bildung und Bewusstseinsbildung auf die große Relevanz von Ökosystemen aufmerksam macht und jede und jeden dazu aufruft, sich aktiv für die Wiederherstellung von Ökosystemen einzusetzen.
  • Sie ruft die Politik dazu auf, sich mit neuen Gesetzen, Aktionsprogrammen und mehr finanziellen Mitteln verstärkt für die Wiederherstellung von Ökosystemen einzusetzen und den Wert von intakten Ökosystemen bei politischen Entscheidungen stärker mit zu berücksichtigen. So hat die UN-Dekade beispielsweise bereits dazu beigetragen, dass bei der letzten Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD COP 15) im Dezember 2022 ein neuer Globaler Biodiversitätsrahmen verabschiedet wurde. Dieser legt unter anderem fest, dass bis zum Jahr 2030 auf mindestens 30 Prozent aller degradierten Land-, Binnengewässer-, Küsten- und Meeresökosysteme weltweit wirksame Wiederherstellungsprozesse eingeleitet werden sollen.
  • Sie stärkt und vernetzt Organisationen und Gruppen, die in ihrer unmittelbaren Umgebung Ökosysteme schützen und wiederherstellen. Das tut sie, indem sie Ausbildungs- und Trainingsmaßnahmen unterstützt und die wissenschaftliche Forschung fördert. Außerdem stärkt sie den Erfahrungsaustausch zwischen den Umsetzenden und bezieht vor allem indigenes und traditionelles Wissen in diesen Austausch ein.

Bisher haben sich 70 Staaten, darunter auch Deutschland, und viele internationale Organisationen den Zielen der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen verpflichtet.

Was ist "Wiederherstellung" genau?

Ein Bauer mit Kühen auf der Weide

Unter Wiederherstellung verstehen wir ein breites Kontinuum an Praktiken zum Schutz und zur Wiederherstellung intakter und resilienter Ökosysteme. Hierzu zählt beispielsweise Forste in naturnahe Wälder umzubauen, Moore wiederzuvernässen, begradigten Flüssen wieder mehr Raum zu geben und in der Stadt neue Bäume zu pflanzen und urbane Grünflächen anzulegen. All diese Maßnahmen tragen zum Klima- und Artenschutz bei und auch zum Wohlergehen der Menschen. Nur mit intakten Ökosystemen kann es uns gelingen, unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Deshalb ist neben der Wiederherstellung bereits zerstörter Ökosysteme auch die nachhaltige Nutzung noch intakter Ökosysteme so wichtig. Nur so ermöglichen wir nachfolgenden Generationen Dinge, die für uns lange Zeit selbstverständlich waren. Etwa das Schwimmen in einem sauberen Fluss oder die Selbstversorgung mit Lebensmitteln. Wir glauben, dass sich Wiederherstellung nur gemeinsam mit den Menschen, die in diversen Ökosystemen leben und arbeiten, umsetzen lässt. Deshalb arbeiten wir in Deutschland zum Beispiel eng mit Landwirtinnen und Landwirten und in anderen Regionen der Welt mit indigenen Völkern und lokalen Gemeinden zusammen.

Was tut das BMUV konkret für die Wiederherstellung von Ökosystemen?

Rehe in der Morgensonne am Steinhorster Becken

Bereits 2011 initiierte Deutschland gemeinsam mit der Weltnaturschutzunion IUCN die "Bonn Challenge". Die Idee: Zerstörte Wälder überall auf der Welt wiederherstellen. Das konkrete Ziel: 350 Millionen Hektar bis 2030. Das BMUV fördert mit der Internationalen Klimainitiative (IKI) die Umsetzung der "Bonn Challenge" und ihrer regionalen Initiativen "African Forest Landscape Initiative" (AFR100) und "Initiative 20x20". Dazu zählen etwa Projekte zur Wiederherstellung von Waldlandschaften in Afrika und zum Wiederaufbau von Waldlandschaften in Zentralamerika und in der Dominikanischen Republik. In den artenreichen Trockengebieten Guatemalas entstehen durch ein IKI-gefördertes Projekt beispielsweise Waldgärten, die der lokalen Bevölkerung die Regenerierung von Waldflächen und den nachhaltigen Anbau von Kakao ermöglichen.

Um den Wissensaustausch zwischen den zahlreichen Projekten zu fördern und die Arbeit von Organisationen in der UN-Dekade zu stärken, startete 2021 außerdem das Unterstützungsprojekt zur Gestaltung und Umsetzung der UN-Dekade.

Auf nationaler Ebene spielt das vom BMUV entwickelte "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" (ANK) eine wichtige Rolle. Mit dem ANK werden bis 2026 vier Milliarden Euro in konkrete Wiederherstellungsmaßnahmen und in Anreize für klimafreundliche und naturverträgliche Bewirtschaftungsformen investiert. Das bedeutet: Schutz, Stärkung und Wiederherstellung natürlicher und naturnaher Ökosysteme. Die "Nationale Moorschutzstrategie", umfasst alle Schritte, die notwendig sind, um Moore zu schützen und zu stärken, langfristig wiederherzustellen und ihre nachhaltige Nutzung zu fördern. Außerdem tragen Förderprogramme wie der "Wildnisfonds", der "Waldklimafonds", das "Bundesprogramm Blaues Band Deutschland" und das "Bundesprogramm Biologische Vielfalt" zur Wiederherstellung von Ökosystemen bei.

Ein Projekt zur nationalen Umsetzung der UN-Dekade unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit und sorgt dafür, dass das Bewusstsein über den vielfältigen Nutzen von Ökosystemwiederherstellung in der Bevölkerung wächst. Es würdigt außerdem auch das ganz konkrete Engagement von Menschen und Organisationen – etwa durch einen Projektwettbewerb, der Projekte zur Wiederherstellung, Erhaltung oder Pflege von Ökosystemen auszeichnet, die anderen Akteuren als Vorbild dienen können. Ein Beispiel hierfür ist das chance.natur Projekt "Nordvorpommersche Waldlandschaft". Auf einer Fläche von 507 Quadratkilometern werden Wälder naturnah bewirtschaftet und Waldmoore wiedervernässt, um den Lebensraum für die kleinste Adlerart Deutschlands- den vom Aussterben bedrohten Schreiadler zu erhalten. Gleichzeitig speichern die wiederhergestellten Ökosysteme CO2 und tragen so zum natürlichen Klimaschutz bei.

Im Rahmen der Europäischen Union beteiligt sich das BMUV an der Umsetzung der "EU-Biodiversitätsstrategie 2030". Diese beinhaltet die 2022 vorgelegte "Verordnung zur Wiederherstellung der Natur", in der erstmals für alle Mitgliedstaaten der EU rechtlich verbindliche Ziele zur Wiederherstellung von Ökosystemen festgelegt werden: Bis 2030 sollen auf 20 Prozent der Land- und Seefläche der EU-Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur ergriffen werden. So soll es beispielsweise bis 2030 EU-weit zusätzliche 25.000 Kilometer frei fließender Flüsse geben. Das BMUV setzt sich bei den derzeit stattfindenden EU-Verhandlungen über die Verordnung für ehrgeizige Ziele und eine rasche Verabschiedung ein. Denn gesunde und vielfältige Ökosysteme und ihr Artenreichtum ist die Grundlage, um Ernährungssicherheit, Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel, Gesundheit und Wohlbefinden für alle EU-Bürgerinnen und -Bürger gewährleisten zu können.

Stand: 23.06.2023

Wege zum Dialog

Gute Politik für Umweltschutz und Verbraucherschutz gelingt, wenn sie gemeinsam gestaltet wird. Schreiben Sie uns oder beteiligen Sie sich an unseren Dialogangeboten.