Wiederherstellung von Ökosystemen
Warum sind unsere Ökosysteme so wichtig?
Ökosysteme bilden die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Sie produzieren Sauerstoff, filtern Wasser, speichern Kohlenstoff und erzeugen Nahrung. Je gesünder unsere Ökosysteme sind, desto gesünder sind unser Planet und die Lebewesen, die ihn bewohnen. Das schließt den Menschen als eine von vielen Millionen Arten auf dem Planeten mit ein.
Der Klimawandel und der Verlust der Artenvielfalt lassen keinen Zweifel daran: Unsere Ökosysteme sind so gefährdet wie nie zuvor. Um Antworten auf die existenziellen Krisen unserer Zeit zu finden und eine nachhaltige Entwicklung für den Planeten und seine Bewohner sicherzustellen, sind wir auf intakte Ökosysteme und ihre Dienstleistungen dringend angewiesen. Naturnahe Wälder, abwechslungsreiche Agrarlandschaften und neu gepflanzte Mangrovengürtel absorbieren beispielsweise CO2-Emissionen, schützen uns vor Trockenheit und Unwettern und versorgen uns mit Nahrung und Einkommen.
Mosaik der Möglichkeiten
Was ist "Wiederherstellung"?
Unter Wiederherstellung verstehen wir ein breites Kontinuum an Praktiken zum Schutz und zur Wiederherstellung intakter und resilienter Ökosysteme. Hierzu zählt beispielsweise Forste in naturnahe Wälder umzubauen, Moore wiederzuvernässen, begradigten Flüssen wieder mehr Raum zu geben und in der Stadt neue Bäume zu pflanzen und urbane Grünflächen anzulegen. All diese Maßnahmen tragen zum Klima- und Artenschutz bei und auch zum Wohlergehen der Menschen. Nur mit intakten Ökosystemen kann es uns gelingen, unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Deshalb ist neben der Wiederherstellung bereits zerstörter Ökosysteme auch die nachhaltige Nutzung noch intakter Ökosysteme so wichtig. Nur so ermöglichen wir nachfolgenden Generationen Dinge, die für uns lange Zeit selbstverständlich waren. Etwa das Schwimmen in einem sauberen Fluss oder die Selbstversorgung mit Lebensmitteln. Wir glauben, dass sich Wiederherstellung nur gemeinsam mit den Menschen, die in diversen Ökosystemen leben und arbeiten, umsetzen lässt. Deshalb arbeiten wir in Deutschland zum Beispiel eng mit Landwirtinnen und Landwirten und in anderen Regionen der Welt mit indigenen Völkern und lokalen Gemeinden zusammen.
Was tut das BMUV konkret für die Wiederherstellung von Ökosystemen?
Bereits 2011 initiierte Deutschland gemeinsam mit der Weltnaturschutzunion IUCN die "Bonn Challenge". Die Idee: Zerstörte Wälder überall auf der Welt wiederherstellen. Das konkrete Ziel: 350 Millionen Hektar bis 2030. Das BMUV fördert mit der Internationalen Klimainitiative (IKI) die Umsetzung der "Bonn Challenge" und ihrer regionalen Initiativen "African Forest Landscape Initiative" (AFR100) und "Initiative 20x20". Dazu zählen etwa Projekte zur Wiederherstellung von Waldlandschaften in Afrika und zum Wiederaufbau von Waldlandschaften in Zentralamerika und in der Dominikanischen Republik. In den artenreichen Trockengebieten Guatemalas entstehen durch ein IKI-gefördertes Projekt beispielsweise Waldgärten, die der lokalen Bevölkerung die Regenerierung von Waldflächen und den nachhaltigen Anbau von Kakao ermöglichen.
UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemem
Das BMUV finanziert die Umsetzung der UN-Dekade durch die Internationale Klimaschutzinitiative (IKI). Mit 21 Millionen Euro, die in den Multi-Partner-Treuhandfonds der UN-Dekade eingezahlt werden, unterstützt das BMUV unter anderem weltweit Leuchtturmprojekte ("World Restoration Flagships"), die von der UN-Dekade ausgezeichnet werden. Um den Wissensaustausch zwischen den zahlreichen Projekten zu fördern und die Arbeit von Organisationen in der UN-Dekade zu stärken, startete 2021 außerdem das Unterstützungsprojekt zur Gestaltung und Umsetzung der UN-Dekade.
EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur
Auf Europäischer Ebene beteiligt sich das BMUV an der Umsetzung der "EU-Biodiversitätsstrategie 2030". Diese beinhaltet die im Februar 2024 vom Europäischen Parlament verabschiedete "Verordnung zur Wiederherstellung der Natur", in der erstmals für alle Mitgliedstaaten der EU rechtlich verbindliche Ziele zur Wiederherstellung von Ökosystemen festgelegt werden: Bis 2030 müssen auf 20 Prozent der Land- und Meeresgebiete der EU Maßnahmen zur Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme ergriffen werden. Im nächsten Schritt wird das BMUV gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und den Bundesländern die Umsetzung in Deutschland anstoßen.
Nationale Umsetzung
Auf nationaler Ebene spielt das vom BMUV entwickelte "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" (ANK) eine wichtige Rolle. Mit dem ANK werden bis 2028 mehr als 3,5 Milliarden Euro in konkrete Wiederherstellungsmaßnahmen und in Anreize für klimafreundliche und naturverträgliche Bewirtschaftungsformen investiert. Das bedeutet: Schutz, Stärkung und Wiederherstellung natürlicher und naturnaher Ökosysteme. Die "Nationale Moorschutzstrategie", umfasst alle Schritte, die notwendig sind, um Moore zu schützen und zu stärken, langfristig wiederherzustellen und ihre nachhaltige Nutzung zu fördern. Außerdem tragen Förderprogramme wie der "Wildnisfonds", der "Waldklimafonds", das "Bundesprogramm Blaues Band Deutschland" und das "Bundesprogramm Biologische Vielfalt" zur Wiederherstellung von Ökosystemen bei.
Ein Projekt zur nationalen Umsetzung der UN-Dekade unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit und sorgt dafür, dass das Bewusstsein über den vielfältigen Nutzen von Ökosystemwiederherstellung in der Bevölkerung wächst. Es würdigt außerdem auch das konkrete Engagement von Menschen und Organisationen.durch einen Projektwettbewerb, der Projekte zur Wiederherstellung, Erhaltung oder Pflege von Ökosystemen auszeichnet, die anderen Akteuren als Vorbild dienen können. Ein Beispiel hierfür ist das chance.natur Projekt "Nordvorpommersche Waldlandschaft". Auf einer Fläche von 507 Quadratkilometern werden Wälder naturnah bewirtschaftet und Waldmoore wiedervernässt, um den Lebensraum für die kleinste Adlerart Deutschlands- den vom Aussterben bedrohten Schreiadler zu erhalten. Gleichzeitig speichern die wiederhergestellten Ökosysteme CO2 und tragen so zum natürlichen Klimaschutz bei.