Mode und Textilien

Frauen auf einem Laufsteg

Fast Fashion

Bekleidung und Mode sind Ausdruck von Individualität und persönlichem Stil. Das ist keine neue Erkenntnis, Mode war und ist immer auch ein Spiegel ihrer Zeit, auch von gesellschaftlichen und landesspezifischen Umständen.

Ein Haufen mit Textilien und einem T-Shirt mit der Aufschrift "I have nothing to wear"

Textilien

Neu sind aber globale Tendenzen in der Textil- und Modebranche, die unter dem Begriff "Fast Fashion" zusammengefasst werden. Neue Trends und Kollektionen kommen in immer kürzeren Abständen auf den Markt, die Spirale dreht sich immer schneller. Viele Kleidungsstücke werden nur für eine Saison gekauft und qualitativ entsprechend minderwertig produziert. Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen in Deutschland im Schnitt sechzig Kleidungsstücke pro Jahr, der rasant steigende Anteil von Online-Käufen verstärkt diese Tendenz noch. Fast Fashion ist oftmals billig und ermöglicht eine kurzfristige Befriedigung von Konsumwünschen. Jedes fünfte Kleidungsstück wird so gut wie nie getragen. Die globale Kleidungsproduktion hat sich seit der Jahrtausendwende mehr als verdoppelt, und Studien prognostizieren für die kommenden Jahrzehnte ein weiteres intensives Wachstum im Textilsektor. Alle Anzeichen einer exzessiven, nicht-nachhaltigen Entwicklung sind erfüllt.

Soziale Folgen, globale Umweltauswirkungen

Näherinnen in Südostasien

Fast Fashion hat einen Preis, auch wenn dieser Preis nicht auf dem Preisschild steht. Das Wissen um die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Herstellung von Bekleidung ist nach wie vor gering, und bei der Kaufentscheidung spielen diese Aspekte praktisch keine Rolle. Der Anbau von Baumwolle erfordert große Wassermengen vor allem in Gegenden mit Wassermangel. Pestizide und Düngemittel sind insbesondere beim konventionellen Baumwollanbau ein Problem. Circa 14 Prozent des weltweiten Insektizidmarktes und circa 5 Prozent des Pestizidmarktes entfallen auf diesen Bereich.

Farben und weitere Chemikalien belasten das Abwasser in Produktionsländern, die oftmals nicht über entsprechende Kläranlagen verfügen. Hinzu kommt, dass die Näherinnen in vielen Produktionsländern unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten.

Die Verwendung von chemischen Fasern – wie etwa Polyester oder Elastan – verursacht beim Waschen darüber hinaus die Freisetzung von Mikroplastik in Gewässer und Meere. Es sind billig und massenhaft verwendete synthetische Fasern, die oftmals auch beigemischt werden. Bisher liegen noch keine verlässlichen Angaben darüber vor, wie viele Fasern auf diese Weise freigesetzt werden. Geschätzt wird, dass in Deutschland insgesamt 80 bis 400 Tonnen Mikropartikel jährlich durch Kleidung freigesetzt werden.

Ein hochwertiges Recycling im Sinne eines geschlossenen Stoffkreislaufes findet heute de facto nicht statt. Weltweit wird weniger als ein Prozent des für die Textilproduktion eingesetzten Materials erneut für die Herstellung von Kleidung wiederverwendet. Rund achtzig Prozent der global anfallenden Altkleider werden verbrannt oder landen auf Deponien. Rund zwanzig Prozent durchlaufen einen Prozess, der "Down-Cycling" genannt wird – damit ist die Herstellung beispielsweise von Putzlappen oder Dämmstoffen aus Altkleidung gemeint.

Wie kann ich Fast Fashion vermeiden?

In Deutschland wird zunehmend nachhaltig erzeugte Kleidung angeboten, die gleichzeitig modisch ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Fast Fashion zu vermeiden. Hier sind einige Tipps für den umweltverträglichen Kauf und die umweltverträgliche Nutzung von Kleidung:

  • Achten Sie beim Kaufen von Textilien auf Siegel, die Umwelt- und Sozialstandards garantieren.
  • Kaufen Sie Baumwolltextilien in Bio-Qualität ("organic cotton").
  • Kaufen Sie Kleidung aus Secondhand oder tauschen Sie Kleider.
  • Mieten Sie Kleidungsstücke für einmalige Anlässe wie Hochzeiten, Partys und andere Feierlichkeiten.
  • Tragen Sie Ihre Kleidung möglichst lange.
  • Lassen Sie Ihre Kleidung bei Abnutzung oder Defekten von Schneidereien oder Schustereien reparieren.
  • Geben Sie nicht genutzte Kleidung weiter oder entsorgen Sie diese richtig.
  • Hinterfragen Sie Modetrends und seien Sie kritisch gegenüber Fast-Fashion.

Diese praktischen Hinweise stammen aus dem Einkaufsratgeber des Umweltbundesamtes.

Nein zur Wegwerfgesellschaft – Ja zu qualitativ hochwertiger und langlebiger Kleidung. 40 Prozent der gekauften Kleidung wird nie oder nur selten getragen.*in Deutschland

Was macht das Bundesumweltministerium?

Das Bundesumweltministerium stärkt die Entwicklung und Produktion von nachhaltiger Mode. Dazu gehören unter anderem die Förderung umweltfreundlicher Textilfasern, der Blauen Engel für Textilien oder die neu eingeführte Obhutspflicht für Produkte.

Weltweit wird Bekleidung für einen globalen Markt produziert, insbesondere in Asien. Deutschland kann alleine keine Ökodesign-Anforderungen an Textilien stellen, das wäre im EU-Binnenmarkt ein so genanntes "nicht-tarifäres Handelshemmnis". Nur der EU-Binnenmarkt hat zudem die entsprechende Marktmacht, eigene verbindliche Anforderungen stellen zu können.  Deshalb begrüßt das Bundesumweltministerium die "EU-Textilstrategie" der Europäischen Kommission vom 30. März 2022.

Innerhalb der Bundesregierung sind das Bundesumweltministerium und das Bundeswirtschaftsministerium gemeinsam federführend. Die Textilstrategie steht in einem engen Zusammenhang zur Sustainable Products Initiative (SPI), die die EU Ökodesign-Richtlinie ersetzen wird. Textilien gehören zu den ersten neuen Produktgruppen der SPI sowie des digitalen Produktpasses.

Wie schon jetzt bei energieverbrauchsrelevanten Produkten, wie etwa bei Waschmaschinen, wird es zukünftig im EU-Binnenmarkt verbindliche Vorgaben für das ökologische Design von Textilien geben. Beispielsweise für den Einsatz von Rezyklatfasern oder die Haltbarkeit von Textilien. Das Bundesumweltministerium und das Bundeswirtschaftsministerium arbeiten eng zusammen mit dem Ziel, die EU-Textilstrategie ambitioniert umzusetzen.

Gegen die Vernichtung gebrauchsfähiger Waren

Wir wollen die Vernichtung von gebrauchsfähigen, neuwertigen Waren verhindern – gerade auch in der Textilbranche. Deshalb haben wir eine Obhutspflicht für die Handelsunternehmen und die gesamte Logistikkette einer Ware eingeführt.

Das heißt: die Hersteller und Vertreiber werden verpflichtet, Retouren oder zu viel produzierte Waren nur noch dann vernichten zu dürfen, wenn dies zum Beispiel aus Sicherheits- oder Gesundheitsgründen notwendig ist. Leicht beschädigte Ware kann zum Beispiel zu herabgesetzten Preisen verkauft oder gespendet werden. Für viele Unternehmen ist dies bereits übliche Praxis. Auch sollten der Transport und die Aufbewahrung neuer Waren so gestaltet werden, dass diese lange gebrauchstauglich bleiben.

Neuwertige und gebrauchsfähige Ware darf nicht einfach aus wirtschaftlichen Gründen weggeworfen werden. Dafür muss auch die Produktion von vornherein stärker an der Nachfrage ausgerichtet werden, so dass in der Modebranche nicht mehr derart über dem eigentlichen Bedarf produziert.

Wir arbeiten zudem im Dialog mit Verbänden und Unternehmen daran, Transparenz über die Größenordnung und Ursachen der Warenvernichtung herzustellen. Wenn wir diese Grundlage haben, können wir weitere Schritte planen. Es handelt sich hier um ein gesamtgesellschaftliches Problem, zu dessen Lösung nicht zuletzt auch die Verbraucherinnen und Verbraucher beitragen können.
 

Nationales Programm für nachhaltigen Konsum

Die Bundesregierung hat im Jahr 2016 ein Nationales Programm für nachhaltigen Konsum (NPNK) beschlossen, für das das Bundesumweltministerium (BMU), das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und das Bundesverbraucherschutzministerium (BMJV) federführend verantwortlich sind. Das NPNK hat ein eigenes Kapitel zum Thema Bekleidung. Das Bundeskabinett hat im Jahr 2021 beschlossen, den konsumbedingten Treibhausgasausstoß bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Der private Konsum von Bekleidung trägt dabei eine signifikante Rolle.


Bündnis für nachhaltige Textilien

Der Einsturz der Textilfabrik "Rana Plaza" in Bangladesch im Jahr 2013 mit mehr als 1.000 Toten war eine Zäsur für die Branche. Im Folgejahr wurde in Deutschland das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiierte "Bündnis für nachhaltige Textilien" (Textilbündnis) gegründet. Das Bundesumweltministerium ist im höchsten Entscheidungsgremium des Textilbündnisses, dem Steuerungskreis, vertreten. Das Textilbündnis ist eine Multistakeholder-Initiative mit über 100 Mitgliedern aus Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften und Standardorganisationen. Sie alle wollen als breites Bündnis gemeinsam die Bedingungen in der weltweiten Textilproduktion verbessern – von der Rohstoffproduktion bis zur Entsorgung. Die Unternehmen der Textilbranche im Textilbündnis decken rund die Hälfte des deutschen Textilmarktes ab. 


Bundespreis Ecodesign

Modebewusstsein und nachhaltiger Konsum sind heute kein Widerspruch mehr. Es gibt zahlreiche Marken beziehungsweise Label, die Fashion und Ökologie vereinen. Viele Vorurteile gegenüber nachhaltiger Mode stammen noch aus den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Das Bundesumweltministerium hat deshalb erstmals im Jahr 2012 den Bundespreis Ecodesign ausgelobt, der sich zum führenden deutschen Preis für nachhaltiges Design entwickelt hat. Der Bundespreis Ecodesign zeichnet nachhaltige und herausragend gestaltete Produkte, Dienstleistungen und Konzepte aus. Jährlich mehrere hundert Einreichungen – darunter immer auch zahlreiche Exponate innovativer Modellabel – zeugen von einem Umdenken in Teilen der Branche.


Blauer Engel für Textilien und Schuhe

Der Blaue Engel ist seit 1978 das Umweltzeichen der Bundesregierung, das Bundesumweltministerium ist der Zeicheninhaber. Unabhängig und glaubwürdig setzt der Blaue Engel anspruchsvolle Maßstäbe für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Er ist die Orientierung beim nachhaltigen Einkauf und zeichnet rund 12.000 Produkte aus. Darunter auch Textilien und Schuhe, die die strengen Kriterien des Blauen Engel erfüllen. Sie berücksichtigen den gesamten Fertigungsprozess und bilden alle umwelt- und gesundheitsrelevanten Prozesse ab. Die Kriterien betrachten neben den klassischen Umweltanforderungen auch soziale Aspekte bei der Textil- und Schuhherstellung.


Forschung

Der ökologische Fußabdruck von konventionell angebauter Baumwolle ist riesig. Baumwollplantagen werden intensiv bewässert, der Anbau findet jedoch zumeist in Ländern statt, in denen Wasser eine knappe Ressource ist. Das Austrocknen des Aralsees – einst das viertgrößte Binnengewässer der Erde – in Folge von Baumwollanbau, ist das wohl bekannteste Beispiel. Das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt unterstützen deshalb mit Forschungsgeldern die ökologische Bewertung (Ökobilanzierung) von ausgewählten Textilien wie T-Shirts oder Jeans.

Die EU-Textilstrategie sieht vor, dass das ökologische Design von Textilien unter der "Sustainable Products Initiative" – einer Erweiterung der bisherigen EU Ökodesign-Richtlinie – in diesem Jahrzehnt im europäischen Binnenmarkt reguliert werden soll. In wenigen Jahren wird man die bekannte "A-G"-Skala der Energieverbrauchskennzeichnung auch an ausgewählten Textilien sehen. Unsere Forschung wird exemplarisch erarbeiten, welche Anforderungen beispielsweise eine Jeans mit einem "C" erfüllen muss, oder ein T-Shirt mit einem "A". Die Ergebnisse werden der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellt.