Rede von Steffi Lemke zur Verleihung des Fahrtziel Natur Awards

21.09.2023
Gruppenfoto
Anlässlich der Verleihung des 8. Fahrtziel Natur Awards hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke eine Rede zu Mobilität und Klimaschutz gehalten.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Herr Dr. Richard Lutz, 
Herr Olaf Bandt,
Frau Angelika Bludau,
Herr Matthias Kurzeck,
Frau Stefanie Berk,
Abgeordnete des Deutschen Bundestages, 
sehr geehrte Damen und Herren,

die meisten von uns haben einen Weg gefunden, gelegentlich Abstand vom Alltag zu finden, Ausgleich zum Stress im Beruf. Viele machen Sport oder gehen wandern. Alle haben gemeinsam, dass sie gern raus ins Grüne wollen. Als leidenschaftliche Paddlerin weiß ich, wovon ich rede. Wir brauchen diesen Ausgleich und genießen die Schönheit unserer Naturlandschaften. Für mich jedenfalls gehört beides zusammen.

Der Trend zur Natur hat sich in den letzten Jahren weiter verstärkt. Das hat sicher auch mit den Einschränkungen in der Corona-Zeit zu tun. Da haben wir den Park um die Ecke, das Training unter Stadtbäumen und den Spaziergang im nahegelegen Wald neu zu schätzen gelernt.

Wir wissen aber auch, was passiert, wenn der Park, der See und der Wald übermäßig genutzt werden. Das fängt bei der Wahl des Verkehrsmittels an und reicht bis zum Müll, der entsorgt werden muss. Es gibt die Berichte von Instagram-Hotspots, deren Zufahrten wegen Überfüllung gesperrt werden mussten.

Es besteht kein Zweifel: Wir leben inmitten der Klimakrise. Die Folgen haben Deutschland und Europa erreicht. In den letzten Tagen und Wochen konnten wir wieder traurige Superlative in den Nachrichten hören:

  • weltweit heißester Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen,
  • höchste jemals in Europa gemessene Niederschlagsmengen, die Bilder aus Griechenland und Libyen erdrückend;
  • Grundwasserstände regional auf Rekordtief.

Der Handlungsdruck ist enorm. Aussagen im politischen Raum, wir hätten zum Handeln noch 20 Jahre Zeit, sind verheerend. Stattdessen müssen der Schutz der Natur und ihre nachhaltige Nutzung zur Priorität werden.

Wie das aussehen kann, zeigt seit über 20 Jahren Fahrtziel Natur. Die Kooperation von BUND, NABU, VCD und Deutscher Bahn beweist, dass der Umstieg vom Pkw auf die öffentlichen Verkehrsmittel möglich ist, wenn es ein entsprechendes Angebot dafür gibt. Fahrtziel Natur ist eines der ältesten Nachhaltigkeitsprojekte überhaupt. Mit dem Ziel, nachhaltige Mobilität in schützenswerten Naturlandschaften zu fördern, leistet das Programm einen großen Beitrag zum Natur- und Klimaschutz.

Fahrtziel Natur fördert auf diese Weise den nachhaltigen Tourismus und macht Biossphärenreservate, National- und Naturparke als attraktive Reiseziele bekannter. Die bemerkenswerte Ausdauer der Beteiligten hat die Entwicklung von nachhaltigen Tourismusdestinationen ermöglicht, die wir heute prämieren und auf die wir gemeinsam stolz sein können. Gut, dass es Fahrtziel Natur schon so lange gibt und dass wir es nicht heute erst beginnen müssen! Denn ohne den Einsatz aller Akteure von Fahrtziel Natur wären zum Beispiel viele Maßnahmen zur Verkehrsverlagerung wohl noch längst nicht so weit, wie sie es heute sind. Das ist eine große Leistung, für die ich allen danken möchte, die das ermöglicht haben.

Die Verkehrsverlagerung auf die Schiene soll nach dem Willen der Bundesregierung auch in der Fläche gelingen. Der ÖPNV soll durch bessere Anbindungen und eine höhere Taktung insgesamt attraktiver werden und nicht nur an ausgewählten Orten. Die Einführung des Deutschland-Tickets für den Regionalverkehr kann dazu beitragen. Allerdings haben längst nicht alle Reisenden dieses Ticket, so dass weitere Maßnahmen in den Urlaubsregionen notwendig sind.

In den Tourismuskonzepten vor Ort ist nachhaltige Mobilität ein immer wichtigerer Baustein. Gäste, die ohne eigenes Auto anreisen, wollen vor Ort mobil sein. Wenn diese Mobilität vor Ort – und nicht nur der Fernverkehr der Deutschen Bahn – dann auch noch mit Ökostrom realisiert werden kann, wird neben der Verkehrsverlagerung auch die Energiewende unterstützt.

Die Bundesregierung arbeitet an einer nationalen Tourismusstrategie. Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz gehören aus meiner Sicht als Querschnittsaufgaben in diese Strategie. Wir merken es an auch den Nachrichten über Extremwetterereignisse: Eine intakte Natur, eine gesunde Umwelt und der Schutz des Klimas gehören mehr denn je zu den Existenzgrundlagen der Tourismuswirtschaft – wie auch der Wirtschaft insgesamt.

Derzeit findet die "Woche der Klimaanpassung" statt, mit zahlreichen Veranstaltungen bundesweit. Die Vorsorge gegen die Folgen der Klimakrise ist ein Thema, dass parallel zum Klimaschutz in den Tourismuskonzepten immer stärker Eingang finden muss. Die Fahrtziel-Natur-Gebiete haben auch hier Vorbildcharakter mit der Zusammenarbeit verschiedener touristischer Bereiche, wie dem Naturschutz und der Mobilität, sowie Politik, Verwaltung und Unternehmen vor Ort.

Bei den heutigen Finalisten des Fahrtziel-Natur-Awards gibt es übrigens eine schöne Parallele zum Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusdestinationen. Das ist ein Wettbewerb, den das Bundesumweltministerium zusammen mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Deutschen Tourismusverband zum inzwischen dritten Mal durchgeführt hat. Die Sächsische Schweiz und das Allgäu, zusätzlich noch mit einer eigenen Bewerbung der Alpendestination Oberstdorf, gehörten auch dort in diesem Jahr zu den Preisträgern. Mehr Lob geht eigentlich kaum noch!

Ich danke allen Beteiligten für Ihr großartiges Engagement und gratuliere vor allem den diesjährigen Preisträgern. Sie haben mit Ausdauer ein Netzwerk aufgebaut, das stetig weiterwächst. Die Aufmerksamkeit für die Fahrtziel-Natur-Gebiete hat deutlich zugenommen und damit auch das Verständnis dafür, besonders sorgsam mit unseren wertvollen Naturlandschaften umzugehen.

Ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel Erfolg!

21.09.2023 | Rede Klimaanpassung
https://www.bmuv.de/RE10746
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