Rede von Steffi Lemke im Deutschen Bundestag zum Wolf

22.09.2023
Steffi Lemke während ihrer Rede im Bundestag
Steffi Lemke äußert sich zur Notwendigkeit praxisnaher Lösungen für die Konflikte zwischen Weidetierhaltung und Wolfspopulation und betont den Wunsch nach einem weniger populistischen Ansatz in der Diskussion.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrter Herr Präsident!

Man kann über den Schutz von Weidetierhaltung und den Schutz des Wolfes auf zweierlei Art diskutieren. Man kann es populistisch tun, Anlehnung an Rechtsextremisten dabei nehmen, das Märchen von Rotkäppchen erzählen, und man kann dabei auch falsche Dinge erzählen. Man kann solche Bilder zeichnen, wie Sie eben, Herr Otte. Das steht Ihnen natürlich alles frei. Man kann behaupten, das Bundesumweltministerium würde die Daten nicht nach Brüssel melden, offensichtlich, wenn man in seiner eigenen Organisation noch mit berittenen Boten unterwegs ist. Ich kann Ihnen gerne mein Tablet borgen. Dort können Sie die Daten nachsehen. Die EU-Kommission greift auf diese Daten zumindest zurück. Sie werden dort permanent aktualisiert. Von daher kann man falsche Vorwürfe verbreiten, oder man kümmert sich um Lösungen, und darüber möchte ich jetzt reden.

Wir haben mit den Problemen, die die Weidetierhalter in der Realität haben, aufgrund der Zunahme der Wolfszahlen in den letzten Jahren ein Problem, das wir lösen müssen. Und ich finde, das sollten wir im Bundestag gemeinsam auch so miteinander feststellen können, um auf dieser Grundlage dann über die Lösungen zu diskutieren. Ich habe angekündigt, dass ich meine Vorschläge zeitnah vorlegen werde, das heißt noch im September. Denn Symbolpolitik, das produziert zwar Überschriften, wie sie von dieser Debatte für den bayerischen Landtagswahlkampf ausgehen, möglicherweise auch, aber ich werde Vorschläge machen, wie wir die real existierenden Probleme in den Griff kriegen werden, und diese Vorschläge können hinterher debattiert werden.

Video: Zusammenfassung der Rede im Bundestag

Sie sollen debattiert werden, ergänzt werden, verbessert werden. All das ist dann möglich. Ich werde meine Vorschläge machen. Und, um das hinzuzufügen, ich lebe in einer Region, in einer ländlichen Region, in der der Wolf vorkommt und wo Spaziergänger sagen, dass sie ihn gesichtet haben. Ich bin im Sommer zu einem Schäfer hinausgefahren und habe handfest ausprobiert, wie die verschiedenen Zaunhöhen sich anfühlen, wenn man den Zaun dort tatsächlich setzt, weil ich verstehen will, was es bedeutet, wenn wir von wolfsicheren Räumen reden. Machen Sie das auch alles, vor allem die, die hier besonders laut schreien. Gehen Sie dorthin und machen Sie solche Dinge, machen Sie handfeste Arbeit, das ist gut für Sie!

Die Lösungen, die wir brauchen, sie müssen vor allem praxistauglich sein, und da habe ich, als ich das Amt übernommen habe, in der Tat etwas vorgefunden, was nicht praxistauglich ist. Das haben aber alle 16 Bundesländer gemeinsam mit den Verbänden aus der Praxis erarbeitet und es dann hinterher Praxisleitfaden genannt. Und dann haben wir in der Praxis, haben die Weidetierhalter feststellen müssen, dass es eben nicht praxistauglich ist. Und deshalb werden wir unkomplizierte, praxisnahe und vor allem schnell wirkende Lösungen brauchen.

Die, die etwas vom Naturschutzgesetz und Naturschutzregelungen verstehen, die wissen, dass wenn wir nach Brüssel gehen und auf Brüsseler Lösungen bei diesem Thema warten, es sehr viel Zeit in Anspruch nehmen wird, und ich möchte, dass wir den Weidetierhaltern schneller helfen, als auf Brüssel zu warten. Zweitens möchte ich, dass wir einheitliche Regelungen schaffen und den Wirrwar zwischen den 16 Bundesländern, der teilweise existiert, den die Bundesländer nicht zu verschulden haben, dass wir den aufheben. Und deshalb rede ich mit allen 16 Bundesländern über diese praxistauglichen Lösungen.

Wir brauchen unkomplizierte Lösungen. Regionen großflächig einzuzäunen, um wolfsfreie Zonen zu schaffen, das halte ich für keine gute Lösung. Es wäre weder unkompliziert noch realisierbar. Wir werden deshalb gemeinsam mit den Bundesländern und natürlich mit dem Bundestag und mit den Praktikern diskutieren, was das Sinnvollste ist. Ich glaube, dass diese Debatte vielleicht ein Anstoß dafür sein kann, dass wir uns alle auf die Lösungen konzentrieren und weniger Populismus in dieser Debatte haben. Weil es ist richtig, dass es für alle Weidetierhalter eine schlimme Belastung ist, wenn sie auf die Weide kommen und dort gerissene Tiere vorfinden. Das ist wahr, aber es ist auch wahr, dass auch der Wolf ein Säugetier ist, ein Tier, das Schmerzen empfindet, das in einem Familienverband lebt, und deshalb sollten wir nicht das eine gegen das andere aufhetzen.

Vielen Dank.

22.09.2023 | Rede Naturschutz

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