Nukleare Sicherheit in der Ukraine: Forschungszentrum in Kharkiv

11.03.2022
Kernkraftwerk mit dampfendem Turm vor dem klaren blauen Himmel.
Die ukrainische Atomaufsicht berichtet, dass nach aktuellen Informationen des Betreibers das nukleare Forschungszentrum in Kharkiv infolge einer Bombardierung beschädigt und vollständig von der Energieversorgung abgeschnitten sei.

Die ukrainische Atomaufsicht SNRIU berichtet, dass nach vorläufigen Informationen des Betreibers das nukleare Forschungszentrum in der Stadt Kharkiv im Osten der Ukraine infolge einer Bombardierung beschädigt und vollständig von der Energieversorgung abgeschnitten sei. In den Gebäuden befindet sich eine Neutronenquelle.

Nach aktuellem Kenntnisstand ist die Anlage bereits am 24. Februar 2022 in einen tief unterkritischen Zustand ("deep subcritical state") überführt worden. Bedingt durch ihre Konstruktion kann die Neutronenquelle aus diesem unterkritischen Zustand nicht in einen kritischen Zustand übergehen. Unterkritisch bedeutet, es kann zu keiner sich selbst aufrecht erhaltenden Kettenreaktion des nuklearen Brennstoffs kommen. Es ist also ausgeschlossen, dass es bei der Anlage zu größeren Freisetzungen von Radioaktivität kommen kann – selbst vor Ort und selbst im Falle eventueller weiterer Beschädigung. Begrenzte radiologische Folgen für die Bevölkerung in der Region lassen sich jedoch nicht ausschließen.

Radiologische Auswirkungen auf Deutschland sind nach dem Stand der verfügbaren Informationen nicht zu befürchten.

Deutschland verfügt seit vielen Jahren über Instrumente zur Bewertung einer radiologischen Lage, beispielsweise das Integrierte Mess- und Informationssystem IMIS, das beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betrieben wird. Sollte das Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministerium (BMUV) Hinweise haben, dass sich ein radiologischer Notfall mit erheblichen Auswirkungen in der Ukraine ereignet, würde das radiologische Lagezentrum des Bundes im BMUV die Lage bewerten, die Öffentlichkeit rechtzeitig informieren und, soweit erforderlich, Verhaltensempfehlungen geben.

Von einer selbständigen Einnahme von Jodtabletten in Deutschland wird dringend abgeraten. Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen. Derzeit gibt es keinen Anlass für die Einnahme von Jodtabletten. Weitere Informationen hierzu bieten sowohl das Bundesamt für Strahlenschutz auf seiner Webseite zur "Situation in der Ukraine" an als auch das BMUV auf der Webseite jodblockade.de. Beide Webseiten werden bei relevanten Entwicklungen im Zusammenhang mit der Lage in der Ukraine aktualisiert.

11.03.2022 | Meldung Nukleare Sicherheit | Berlin

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https://www.bmuv.de/ME10016

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