Landscapes of Memory: Ausstellung und Pflanzaktion zum OECD-Ministertreffen in Paris

04.04.2022
Wie nehmen wir Natur wahr? Und welche Vorstellung haben wir von ihr? Diesen Fragen geht die Ausstellung im Konferenzzentrum der OECD in Paris nach.

31.03. bis 15.04.2022

Klimaerwärmung, Plastik im Meer, die Zerstörung des Regenwaldes, der stetig wachsende Verbrauch an natürlichen Ressourcen, der Verlust an biologischer Vielfalt. Der Einfluss des Menschen auf den Planeten ist immens. Längst ist im wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Diskurs vom Anthropozän, einem vom Menschen "gemachten" Zeitalter die Rede. Demnach ist "Natur" im planetaren Maßstab eine vom Menschen kulturell und technisch überformte Natur: Erdsystem und Menschheit lassen sich nicht mehr getrennt voneinander denken, der Mensch ist zum geologischen Faktor geworden. Wie nehmen wir Natur wahr? Und welche Vorstellung haben wir von ihr? Dieser Frage geht nun die Ausstellung "Landscapes of Memory" nach, die anlässlich des Umweltministertreffens der OECD-Mitgliedstaaten auf Einladung des Bundesumweltministeriums im Konferenzzentrum der OECD in Paris bis zum 15. April 2022 gezeigt wird. Sie vereint eine Auswahl von Arbeiten der Konzeptkünstler Julius von Bismarck, Julian Charrière und Andreas Greiner und wurde eröffnet mit dem Pflanzen eines Baumes im Garten der OECD durch Andreas Greiner, Umweltdirektor Rodolfo Lacy und der deutschen Botschafterin Michaela Spaeth.

Der zerstörerischen Kraft von Wetterextremen als Folge der Klimaerwärmung verleiht Julius von Bismarck in seinen Zeitlupen-Videoarbeiten eine verstörende Schönheit und magische Sogkraft. Er hat die Waldbrände in Kalifornien, Schweden und auch in Deutschland mit einer Spezialkamera gefilmt und die Wucht des Wirbelsturms "Irma", der 2017 über den US-Bundesstaat Florida hinwegfegte, in eindrücklichen Bildern festgehalten. In der Pariser Schau werden zwei großformatige Fotografien aus den Videoarbeiten "Fire to Fire" und "Irma To Come In Earnest" gezeigt.

In der Kunst von Julian Charrière ist keine Mühe zu groß, keine Reise zu weit. Verloren und befremdlich wirkt der Mensch auf dem inländischen Eisberg, der im Schutzanzug Löcher in das Eis schmilzt. Die Arbeit "The Blue Fossil Entropic Stories" geht zurück auf eine Expedition Charrières in der Arktis und thematisiert unser Verhältnis zur Natur. Die Versehrtheit von Landschaften durch menschliche Eingriffe ist auch Gegenstand einer Serie von Fotoarbeiten über das Bikini-Atoll im Pazifischen Ozean, das als Schauplatz von Atomwaffentests dient und dessen Verwüstungen noch heute sichtbar sind. Eine Fotografie und Objekt aus dieser Serie sind ebenfalls in der Pariser Gruppenausstellung zu sehen.

Andreas Greiner bewegt sich konsequent an der Schnittstelle von Kunst und Naturwissenschaft. Mit seinem interdisziplinären Ansatz arbeitet er an einer visuellen Kultur der Nachhaltigkeit. Das Projekt "Non-Fungible-Jungle-Token" wurde ins Leben gerufen, um die Pflanzung von insgesamt 999 Bäumen als "lebende Skulpturen" zu ermöglichen, die per GPS-Daten auf einer Webseite dokumentiert werden. Ein solcher Baum wird zur Eröffnung der Ausstellung im Garten des OECD-Konferenzzentrums von Andreas Greiner gepflanzt. Was versteht eine Künstliche Intelligenz unter Wald und wie sieht der Wald der Zukunft aus? In seiner Videoarbeit "Jungle Memory" hat Greiner den Algorithmus mit Bildern aus dem durch Trockenheit und Käferbefall bedrohten Wald im Harz bei Goslar trainiert.

Landschaften sind Ausdruck unseres gesellschaftlich vermittelten Naturverhältnisses. Sie mussten sich seit jeher viele Projektionen des menschlichen Geistes gefallen lassen und jede Epoche brachte ihre eigenen Formen dieser Impressionen hervor. Doch gerade weil wir die Natur derart verändern, sind wir untrennbar mit ihr verbunden. Die Ausstellung wurde kuratiert von der Kunstbeauftragten des Umweltbundesamtes, Fotini Mavromati, und der Kunsthistorikerin Oksana Shestaka.

Zu den Künstlern:

Julius von Bismarck (1983) studierte an der Universität der Künste Berlin und dem von Olafur Eliasson gegründeten Institut für Raumexperimente. In der Verknüpfung von bildender Kunst mit anderen Gebieten der Forschung und des Experimentierens, wie den Natur- und Geisteswissenschaften, können die Ergebnisse der künstlerischen Praxis von Bismarcks diverse Formen annehmen - von Installationen zu Happenings, von Skulpturen zu Land Art. Seine Werke eint das Erforschen von Phänomenen der Wahrnehmung und der Darstellung und Rekonstruktion von Realität.

Julian Charrière (1987) verbindet in seinen Arbeiten Umweltforschung und Kulturgeschichte. Der in Berlin lebende Schweizer Künstler arbeitet in seinen Videos, Fotografien, Skulpturen und Installationen mit eindrucksvollen Bildern, die auf aktuelle Fragen unserer Zeit wie Umweltzerstörung, Erderwärmung, Klimawandel und die Bedrohung durch Atomenergie Bezug nehmen. Seine zum Teil aufsehenerregenden Arbeiten wurden mehrfach prämiert und im In- und Ausland präsentiert.

Andreas Greiner (1979) studierte Medizin und Anatomie und zudem Kunst am Institut für Raumexperimente. Er hat eine Praxis entwickelt, die zeitbasierte lebende und digitale Skulptur mit Fotografie und Video verbindet und das Augenmerk auf den Einfluss anthropogener Eingriffe auf die Form und evolutionäre Veränderung der "Natur" richtet. Künstliche Intelligenz, lebende Organismen wie Algen, Fliegen und Hühner, genetisch veränderte Zellen und gefährdete Ökosysteme sind die Bauelemente einer Kunst, die durch einen markanten Perspektivwechsel die konventionellen Unterscheidungen zwischen Natur und Kultur, zwischen Mensch und nichtmenschlichen Wesen aufhebt.

04.04.2022 | Meldung Nachhaltigkeit
https://www.bmuv.de/ME10048

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