Forschungsprojekt "Nachhaltigkeitsinitiativen stärken und vernetzen!"

Nachhaltigkeitsinitiativen sind zentral für einen nachhaltigen Wandel

Zivilgesellschaftliche Nachhaltigkeitsinitiativen sind wichtige Akteure auf dem Weg zu einer sozial-ökologischen Transformation. Dementsprechend hebt die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung auch in ihrer Weiterentwicklung von 2021 die zentrale Bedeutung zivilgesellschaftlicher Akteure für einen nachhaltigen Wandel hervor.

Zivilgesellschaftliche Nachhaltigkeitsinitiativen engagieren sich mit ihren Ideen für Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen. Die Bandbreite reicht von Selbstreparatur-Fahrradläden über Zero-Waste-Kochworkshops bis hin zu Energiegenossenschaften oder Wohnprojekten, die von Bürgerinnen und Bürgern getragen werden. Diese Initiativen entwickeln, leben und verbreiten vielfältige Konzepte, wie Nachhaltigkeit im Kleinen und Großen besser gelingen kann.

Sie haben also ein enormes Potential, gewohnte, nicht-nachhaltige Denkmuster und Routinen aufzubrechen und mit ihren Forderungen, Projekten und Innovationen die sozial-ökologische Transformation voranzubringen.

Die Infografik wird im Text erklärt.

Aktuelle Projektentwicklungen

Der erste Innovations-Workshop zum Themenfeld "Wohnen & Mobilität" hat im Mai 2022 in Berlin stattgefunden und brachte insgesamt 17 Nachhaltigkeitsinitiativen aus diesem Bereich zusammen. Dabei haben die motivierten Teilnehmenden Hürden identifiziert, die nachhaltigen Aktivitäten entgegenstehen, und Lösungsansätze entwickelt, wie ihre Arbeit besser unterstützt und ihre Wirksamkeit vergrößert werden könnte. Als Herausforderungen benannten die verschiedenen Nachhaltigkeitsinitiativen unter anderem die unbeständige und prekäre Finanzierung ihrer Arbeit sowie schwierige Kommunikation mit der (kommunalen) Verwaltung. Neben vielen weiteren Lösungsvorschlägen entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ideen zu einem Grundeinkommen für Ehrenamtliche sowie einem "Amt für Ideen", das als Anlaufpunkt für Initiativen fungieren und auch zwischen Engagierten, Interessierten und der Verwaltung vermitteln könnte.

Am 17. und 18. Juni 2022 hat anschließend der zweite gelungene Innovations-Workshop mit insgesamt 12 Nachhaltigkeitsinitiativen aus den Bereichen "Energie & Klima" in Leipzig stattgefunden. Auch bei diesem Workshop haben die Teilnehmenden angeregt darüber diskutiert, welchen Hürden sie in ihrer Arbeit begegnen und dabei interessante Lösungsansätze zusammengetragen. Als besonders herausfordernd wurden die Kommunikation und Zusammenarbeit mit der Verwaltung sowie mangelnde Bezahlung im Ehrenamt erachtet. Lösungen zu diesen Problemen wurden unter anderem in einer flächendeckenden Schaffung von Nachhaltigkeitsbeauftragten auf allen Verwaltungsebenen und einem bedingungslosen Grundeinkommen gesehen.

Am dritten Innovations-Workshop, der am 23. und 24. September 2022 in Frankfurt am Main stattgefunden hat, haben sich insgesamt 19 Nachhaltigkeitsinitiativen aus den Bereichen "Bildung, Politik und Kultur" beteiligt. Wie auch bei den vorangegangenen beiden Workshops diskutierten die Teilnehmenden zunächst darüber, welchen Hürden sie in ihrer Arbeit begegnen. Hierbei wurden unter anderem die für Initiativen unpassenden Finanzierungs- beziehungsweise Fördermöglichkeiten und das Erreichen und Einbinden weiterer interessierter Menschen als wesentliche Probleme identifiziert. Bei der Ausarbeitung von Lösungsansätzen machten sich die Teilnehmenden Gedanken dazu, wie ein niedrigschwelliger Fördermittelzugang für Initiativen, zum Beispiel mittels einer Plattform, gestaltet oder wie Gemeinwohl zur zentralen Prämisse in allen Bereichen etabliert werden könnte.

Der vierte gelungene Innovations-Workshop zum Themenfeld "Konsum, Landwirtschaft und Natur" hat am 11. und 12. November 2022 bei der Gemeinschaft Lebensbogen in Zierenberg bei Kassel stattgefunden. Im Rahmen dieses Workshops haben sich insgesamt 14 Nachhaltigkeitsinitiativen zu den Hürden, denen sie in ihrer alltäglichen Arbeit begegnen, ausgetauscht. Dazu gehörten beispielsweise mangelnde Finanzmittel, hohe bürokratische Aufwände und die fehlende Anerkennung des Ehrenamts. In der anschließenden Diskussion zu möglichen Lösungen standen beispielsweise eine kostenfreie Fördermittelberatung oder ein involvierendes Projektcontrolling, welches einen Besuch der Fördermittelgeber bei den Initiativen vorsieht, sowie Subventionen für gemeinwohlbildende Projekte im Fokus. In diesem Zuge wurden auch die Umsetzungswahrscheinlichkeit und Zeitspanne für die Realisierung der identifizierten Lösungen gemeinsam kritisch geprüft und diskutiert.

Am 2. März 2023 fand der letzte Innovations-Workshop statt. Dieser "Zusammenführende Workshop" bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Gelegenheit, ihre gesammelten Erfahrungen hinsichtlich der vorangegangenen Innovations-Workshops auszutauschen und die bisherigen Workshop-Ergebnisse gemeinsam zu reflektieren. Nach einer Einführung sowie der Vorstellung der Evaluationsergebnisse der vier Innovations-Workshops wurden die identifizierten Hürden und Lösungsvorschläge im Überblick vorgestellt. Zudem wurde erläutert, auf welcher Grundlage die seitens der Teilnehmenden erarbeiteten Lösungsvorschläge ausgewertet und in den fünften Innovations-Workshop überführt wurden. Anschließend hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, in verschiedenen Arbeitsgruppen die unterschiedlichen Lösungsansätze vertieft zu betrachten, zu ergänzen und eine Einschätzung zur Dringlichkeit und Effektivität der Ideen vorzunehmen. Die Arbeitsgruppen unterschieden sich thematisch in verschiedene Bereiche:

  • Verwaltung als Anlaufstelle und Partner,
  • Förderwesen,
  • sichtbar machen von Ideen und gegenseitiges Lernen sowie
  • Anerkennung und Förderung des Ehrenamts.

Abschließend wurde ein Votum vorgenommen, welche Lösungsvorschläge in den nächsten Projektschritten weiterentwickelt werden sollten. Am höchsten priorisiert wurden unter anderem Vorschläge für eine stärkere Vernetzung mit der Verwaltung und Beratung von Initiativen.

Lösungsansätze zur Stärkung von Nachhaltigkeitsinitiativen entwickeln

Nachhaltigkeitsinitiativen sind wegen ihrer Innovationskraft wichtig für Deutschlands Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft. Ihre Stärkung hat zwei zentrale Vorteile: Starke Bewegungen und Ideen aus der Mitte der Gesellschaft heraus bergen ein großes Potential, um die enormen Herausforderungen anzugehen, die durch Klimawandel, Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch entstehen. Zum anderen können eine starke Zivilgesellschaft und gemeinsame Veränderungsprozesse helfen, Politikverdrossenheit und Unzufriedenheit abzubauen.

Das Forschungsvorhaben "Zivilgesellschaftliche Nachhaltigkeitsinitiativen auf dem Weg in nachhaltige Politik stärken, skalieren, vernetzen" ( FKZ 3720 11 102 0) setzt hier an. Als Forschungs- und Beteiligungsprojekt identifiziert es politische und gesellschaftliche Hürden, die die Arbeit von Nachhaltigkeitsinitiativen erschweren, und entwickelt passende Lösungsansätze, die sich primär an Verwaltung und Politik richten (von lokaler bis Bundesebene).

Die entwickelten Lösungsansätze sollen die Wirksamkeit von Nachhaltigkeitsarbeit stärken, indem sie die Ausbreitung und Vergrößerung von Nachhaltigkeitsinitiativen ermöglichen.

Die relevanten Akteurinnen und Akteure in diesem Beteiligungsprojekt sind Nachhaltigkeitsinitiativen, Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürger. Diese zentralen Akteure werden in das Projekt eingebunden und entwickeln gemeinsam Lösungsansätze für eine wirksamere Nachhaltigkeitsarbeit. Eine große Chance dieses Projektes besteht darin, dass engagierte Bürgerinnen und Bürger ihre bisherigen Bemühungen für mehr Nachhaltigkeit besser umsetzen und ausweiten können und die Hürden für derzeit nicht aktive Bürgerinnen und Bürger gesenkt werden. Dies soll auch der Stärkung der Demokratie im Nachhaltigkeitsprozess dienen.

Beteiligende Vorgehensweise und Meilensteine

Das Projekt erforscht im Zeitraum zwischen März 2021 und Januar 2024 mit einem partizipativen Ansatz politische und gesellschaftliche Hürden für Nachhaltigkeitsinitiativen und entwickelt Möglichkeiten zur Stärkung dieser Initiativen.

  1. Zunächst wurde der aktuelle Forschungsstand ausgewertet und die wissenschaftlichen Grundlagen für das Projekt aufgearbeitet. Dabei wurden unter anderem Kriterien für die Auswahl der Nachhaltigkeitsinitiativen entwickelt.
  2. Einige der Initiativen wurden ab Anfang 2022 eingeladen, in fünf Innovations-Workshops Hürden für Nachhaltigkeitsarbeit zu identifizieren und entsprechende Lösungsansätze zu erarbeiten. Je nach Pandemielage fanden die Workshops deutschlandweit vor Ort oder virtuell statt. Die Nachhaltigkeitsinitiativen kamen in verschiedenen Aktionsfeldern zusammen, um sowohl themenspezifische als auch themenübergreifende Erkenntnisse untereinander auszutauschen und zu gewinnen.
  3. Die erarbeiteten Lösungsansätze werden anschließend von Stakeholdern aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft mit Blick auf ihre Umsetzbarkeit bewertet und weiterentwickelt.
  4. Der daraus resultierende Forderungskatalog wird schließlich auf einer Fachkonferenz an Entscheiderinnen und Entscheider aus Verwaltung und Politik übergeben.
  5. Eine fortlaufende Evaluation soll gewährleisten, dass die angestrebten Projektziele erreicht und Erkenntnisse für zukünftige Beteiligungsprozesse gewonnen werden.

Das Vorhaben wurde vom Umweltbundesamt und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz beauftragt. Für die Umsetzung des Vorhabens wurde das nexus Institut zusammen mit der Karte von Morgen und der Stiftung Mitarbeit beauftragt. Die Evaluation führt Prof. Dr. Nobert Kersting, Lehrstuhl für Kommunal- und Regionalpolitik an der Universität Münster, durch.

Bei Fragen und Rückmeldungen wenden Sie sich bitte per E-Mail an das nexus Institut.

Stand: 18.04.2023

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