Rede von Steffi Lemke zur Erstberufung des Wissenschaftlichen Beirats für Natürlichen Klimaschutz

19.03.2024
Steffi Lemke hält eine Rede.
Zur Erstberufung des Wissenschaftlichen Beirats für Natürlichen Klimaschutz in Berlin hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke eine Rede gehalten.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Liebe Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats Natürlicher Klimaschutz,
Sabine Riewenherm,

ich begrüße Sie alle im Umweltministerium und heiße Sie ganz herzlich Willkommen. Es freut mich, dass Sie heute als neue Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats Natürlicher Klimaschutz (WBNK) gekommen sind und dass dieses Gremium jetzt dank Ihnen seine Arbeit aufnimmt. Sie wissen es vielleicht: Natürlicher Klimaschutz ist für mich ein Herzensprojekt. Und er ist eines der zentralen Themen des BMUV in dieser Legislaturperiode.

Wenn wir in Deutschland weiter sicher leben und gut wirtschaften wollen, brauchen wir gesunde, naturnahe, vielfältige Ökosysteme. Dem dienen auch die Klimaschutzziele der Bundesregierung und insbesondere der Natürliche Klimaschutz. Seit 2021 haben wir klare gesetzliche Vorgaben dafür, welchen Beitrag der Landnutzungssektor zum Erreichen der Klimaziele leisten muss. Im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz wird festgelegt, wie das erreicht werden soll.

Das Programm umfasst viele wichtige Maßnahmen zu konkreten Handlungsfeldern, von den Mooren bis hin zur Stadtnatur. Daneben adressiert es aber auch Querschnittsthemen, zum Beispiel die Forschung und die internationale Zusammenarbeit. Eine ganz besonders wichtige Maßnahme ist die Einrichtung eines Wissenschaftlichen Beirates für Natürlichen Klimaschutz. Wir freuen uns sehr, dass Sie sich als herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, bereit erklärt haben, in diesem Wissenschaftlichen Beirat mitzuwirken. Sie werden das Thema aus vielen verschiedenen Fachrichtungen interdisziplinär betrachten.

Wir wollen Ihre Expertise dafür nutzen, unsere Natürlichen Klimaschutzmaßnahmen möglichst wirksam zu gestalten. Dabei geht es uns vor allem um zwei Dinge:

  1. Ihre Einschätzung zur Umsetzung des ANK und Vorschläge dazu, wie wir die Maßnahmen noch effektiver machen können. Und
  2. Ihre Einschätzung zu Themen, die außerhalb des ANK diskutiert werden, aber Auswirkungen auf den Natürlichen Klimaschutz haben.

Zum ersten Punkt: Wie genau die einzelnen Maßnahmen des Aktionsprogramms umgesetzt werden, beschäftigt bei uns im BMUV alle Abteilungen. Denn noch nie hat es eine vergleichbare Förderung für den Natürlichen Klimaschutz in dieser Größenordnung gegeben. Es ist eine besondere Herausforderung, das Programm als Ganzes auf Kurs zu halten.

Unser Ziel ist es, attraktive Förderangebote für Natürliche Klimaschutzmaßnahmen zu schaffen. Wir wünschen uns, dass der Beirat uns mit Hinweisen unterstützt, wie diese noch passgenauer und effektiver werden können und wie wir die öffentliche Akzeptanz für den Natürlichen Klimaschutz verbessern können. Vielleicht identifizieren Sie auch Hindernisse, die die Wirksamkeit des ANK einschränken und machen Vorschläge, wie diese überwunden werden können.

Wir haben uns vorgenommen, die ANK-Maßnahmen regelmäßig zu evaluieren und dazu zu berichten. Im Augenblick entwickeln wir dafür einen passenden Ansatz und wollen den Beirat frühzeitig zu diesem Thema einbeziehen. Ihre Rückmeldung im Rahmen der Evaluation wird uns helfen, möglichst alle relevanten Aspekte zu adressieren und nachzusteuern, dort wo es nötig ist.

Zu meinem zweiten Punkt:

Fest steht: Das ANK ist die zentrale Grundlage des Natürlichen Klimaschutzes im BMUV. Darüber hinaus werden in Politik und Wirtschaft andere Ansätze diskutiert, die ähnliche Teil-Ziele verfolgen. Ein Beispiel ist das Thema Negativemissionen.

Derzeit wird Kohlenstoff vor allem durch naturnahe, stabile Ökosysteme aufgenommen und gespeichert. Diese zu fördern, ist der Kern von Natürlichem Klimaschutz.

Es sind aber auch viele andere Vorschläge in der Diskussion, wie der Atmosphäre CO2 entzogen werden könnte. Zum Beispiel durch das Abscheiden und Speichern von CO2. Manche der diskutierten Ansätze sind mit sehr hohen Erwartungen oder Versprechungen verknüpft. Die Auswirkungen auf unsere Ökosysteme und auf den Natürlichen Klimaschutz werden dabei häufig noch nicht ausreichend betrachtet. Uns interessiert Ihre fachliche Einschätzung, wie solche Ansätze aus der Sicht des Natürlichen Klimaschutzes zu bewerten sind. Auch in Bezug auf das Thema Biomasse laufen innerhalb der Bundesregierung derzeit strategische Überlegungen, die Auswirkungen auf den Natürlichen Klimaschutz haben. Passen die Maßnahmen zusammen und sind sie in der Summe wirklich nachhaltig? Sie als Wissenschaftlicher Beirat können uns helfen, die richtigen Fragen zu identifizieren, tragfähige Lösungen zu entwickeln und diese dann zügig umzusetzen.

Wir haben mit dem ANK ein schlagkräftiges Programm für den Natürlichen Klimaschutz auf den Weg gebracht. Ich habe mich erfolgreich dafür eingesetzt, dass es trotz der notwendigen Kürzungen im Bundeshaushalt im Grundsatz erhalten bleiben konnte. Jetzt geht es darum, das ANK in die Fläche zu bringen – und zwar auf möglichst effektive Art und Weise.

Wir stehen insgesamt aber noch am Anfang eines langen Wegs in eine nachhaltige Zukunft. Der Weg ist besonders für diejenigen schwierig, die hier Pionierarbeit leisten und etwa auf neue Bewirtschaftungsformen umstellen. Das Umweltministerium will diesen Weg hin zu einer nachhaltigen, natur- und klimaverträglichen Nutzung erleichtern und dabei begleiten und unterstützen.

Vielleicht werden wir unterwegs feststellen, dass wir unsere Ideen und Maßnahmen an manchen Stellen anpassen müssen. Oder dass – zum Beispiel aufgrund der fortschreitenden Klimakrise – weitere Herausforderungen auf uns zukommen. Ihre fundierten und kreativen Vorschläge werden uns bei der Bewältigung dieser Herausforderungen in den nächsten Jahren helfen.

Denn all das wird nicht in ein paar Monaten abgearbeitet sein. Vor uns liegt eine lange Strecke, die von Ihnen kompetent, dauerhaft und unabhängig begleitet wird. Die Einrichtung des Wissenschaftlichen Beirats ist deshalb zwar im ANK genannt, organisatorisch aber bewusst gesondert aufgestellt. Gerade in Zeiten aufgeheizter Klima-Debatten braucht es mehr denn je solch unabhängige wissenschaftliche Expertise. Ich danke Ihnen deshalb nochmals außerordentlich für Ihre Bereitschaft zur Mitarbeit im WBNK. Ich bin gespannt auf Ihre Standpunkte, wünsche Ihnen spannende Diskussionen und gutes Gelingen für Ihre Arbeit. Herzlichen Dank.

Informationen

Natürlicher Klimaschutz

Natur stärken – Klima schützen

19.03.2024 | Rede Natürlicher Klimaschutz

Weitere Informationen

https://www.bmuv.de/RE10943
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