Rede von Steffi Lemke bei der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zum Tag des Baumes

25.04.2023
Bundesministerin Steffi Lemke
In ihrer Rede anlässlich des Tags des Baumes hob Bundesumweltministerin Steffi Lemke den Wald als Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten sowie als wichtige Kohlenstoffsenke im Kampf gegen die Klimakrise hervor.

Sehr geehrte Ursula Heinen-Esser,
sehr geehrter Alexander Zeihe,
sehr geehrter Gregor Beyer,
sehr geehrten Damen und Herren,
­­­liebe Waldschulkinder,

vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich, heute gemeinsam mit Ihnen und Euch den Tag des Baumes zu feiern.

"Wald ist nicht nur eine Sache der Bäume, sondern eine Sache der Menschen." Diesen Satz hat sich die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald in ihr Leitbild geschrieben – und ich kann mit großer Überzeugung zustimmen.

Viele Menschen in Deutschland lieben den Wald. Wir verbringen gerne Zeit im Wald, er tut uns gut.

Und wir brauchen den Wald. Wälder bieten Lebensräume für eine Vielzahl von Arten. Ohne Wälder könnten wir unsere Klimaschutzziele nicht erreichen, denn Wälder gehören zu den wichtigsten Senken für Kohlenstoff.

Außerdem ist Holz ein wertvoller Werkstoff, unter anderem für die Bauindustrie. Seit Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine und der resultierenden Energiekrise ist die Nachfrage auch nach Brennholz stark gestiegen.

Die Erwartungen an den Wald sind also hoch. Zugleich stehen unsere Wälder massiv unter Druck. Das sieht man, sobald man im Land unterwegs ist.

Die Dürren der letzten Jahre haben deutliche Spuren hinterlassen, besonders in den Fichtenmonokulturen. Wie der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt, haben alle Baumarten viel zu häufig verlichtete, also ausgedünnte, Kronen. Und eine neue Studie der TU Darmstadt hat ergeben, dass das Insektensterben auch im Wald deutlich nachweisbar ist.

Für diese Entwicklungen sind wir Menschen verantwortlich.

Umso wichtiger ist es, den Wald verantwortungsvoll zu nutzen – als einzelne Menschen und als Gesellschaft.

Wir brauchen dafür einen Paradigmenwechsel für den Wald. Ein großer Teil der Waldfläche in Deutschland muss sich anders entwickeln, wenn er der Klimakrise auch künftig standhalten und uns gegen deren Folgen schützen soll. Das heißt vor allem: mehr naturnahe Mischwälder statt Monokulturen.

Um der doppelten Umweltkrise – Klimakrise und Artenaussterben – gezielt entgegenzuwirken, müssen wir Natur- und Klimaschutz stärker zusammenführen.

Deshalb haben wir als Bundesumweltministerium das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz auf den Weg gebracht, das vor wenigen Wochen im Kabinett beschlossen wurde. Ziel ist es, Ökosysteme zu schützen, zu stärken und wiederherzustellen, damit sie natürliche Klimaschützer bleiben und als Puffer gegen die Folgen der Klimakrise wirken können.

Dazu investieren wir bis 2026 vier Milliarden Euro in konkrete Wiederherstellungsmaßnahmen und in Anreize für klimafreundliche und naturverträgliche Bewirtschaftungsformen.

Für Wälder planen wir im Aktionsprogramm eine Vielzahl von Maßnahmen. Wir wollen die Fläche des Waldes vergrößern. Das gelingt durch Erstaufforstungen, also durch das Pflanzen von Bäumen oder die Aussaat auf bisher unbewaldeten Flächen. Wälder sollen wiederhergestellt und weiterentwickelt werden zu naturnahen Waldökosystemen, zu klimaresilienten, naturnahen Laubmischwäldern. Vorgesehen sind Fördermaßnahmen für mehr Strukturvielfalt und Biodiversität in bereits naturnäheren Wäldern und ein Einschlagstopp für alte, naturnahe Buchenwälder.

Teil des Aktionsprogramms ist auch die Nationale Moorschutzstrategie, die das Kabinett bereits im vergangenen November beschlossen hat. Entwässerte Moorböden sollen wiedervernässt werden. Wir wollen sie so als einzigartigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere und gleichzeitig als Kohlenstoffspeicher wiederherstellen. Denn in Deutschland stammen gegenwärtig 7,5 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Zersetzung von Moorböden infolge von Entwässerungsmaßnahmen und Torfnutzung.

Zu den vielen weiteren Maßnahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz gehört auch ein Förderprogramm für kleinere Wildnisflächen. Kommunen und Verbände sollen sich hier um personelle Unterstützung bewerben können. So wollen wir Klima-Wildnis-Botschafterinnen und Botschafter vor Ort in die Lage versetzen, für die Wildnis zu werben und die Umsetzung von Wildnis in interessierten Regionen zu unterstützen.

Eine gesunde Natur hat immer auch eine soziale Dimension. Wälder und Wildnisflächen sind schließlich auch Rückzugs- und Erholungsorte für uns Menschen. Hier in Brandenburg zum Beispiel finden nicht nur Brandenburgerinnen und Brandenburger Erholung, sondern auch viele Menschen aus Berlin einen wunderbaren Ausgleich für Stress und Lärm der Stadt.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat das schon früh erkannt. Sie leistet besonders mit ihrer Kinder- und Jugendarbeit wie hier in Bergfelde einen wertvollen Beitrag zum Bewusstsein für die Bedeutung unserer Wälder. Das Bundesumweltministerium unterstützt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald dabei gerne über verschiedene Programme in ihrer Arbeit, gerade im pädagogischen Bereich.

Auch mit unserer heutigen Baumpflanzung wollen wir unterstreichen, wie wichtig der Wald ist. Ebenso wie das die vielen Pflanzungen zum Tag des Baumes in diesen Tagen überall in Deutschland tun.

Es ist besonders passend, dass wir heute eine Moorbirke pflanzen wollen, den Baum des Jahres 2023. Die Moorbirke ist eine Pionierbaumart, das heißt sie ermöglicht die Wiederbewaldung auf feuchten bis nassen Böden. Damit ist sie ein schönes Symbol für die Wiederherstellung der Natur, auch unter schwierigen Bedingungen.

Ich habe sehr gerne die Schirmherrschaft für den Tag des Baumes 2023 übernommen und freue mich, mit Ihnen und Euch an diesem besonderen Ort zu stehen. Hier am Naturschutzturm verbindet sich das Gedenken an die Geschichte der deutschen Teilung mit dem heutigen und künftigen Engagement für den Naturschutz.

Ich danke Ihnen und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald sehr für Ihr Engagement und für die Initiative zu der gemeinsamen Baumpflanzung heute. Bäume kann man nie genug pflanzen.

Vielen Dank.

Informationen

Natürlicher Klimaschutz

Natur stärken – Klima schützen

25.04.2023 | Rede Naturschutz

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