Steffi Lemke: Kein Klein-Klein beim Klimaschutz

10.03.2022
Bundesministerin Steffi Lemke
Bundesumweltministerin Steffi Lemke sprach im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung (MZ) über Artenschutz, Maßnahmen gegen den Klimawande sowie Zusammenarbeit mit der Wissenschaft.

Frau Lemke, Sie sind hier zu Gast an der Leopoldina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Welche Rolle spielen wissenschaftliche Erkenntnisse für Ihre Politik?

Steffi Lemke: Die Politik ist darauf angewiesen, auf der Grundlage von Wissenschaft Entscheidungen treffen zu können. Ich bin daher sehr froh darüber, dass in Sachsen-Anhalt unter anderem mit dem Umweltbundesamt in Dessau und der Leopoldina in Halle gleich zwei in dieser Hinsicht sehr wichtige Institutionen angesiedelt sind. Deren Expertise kann beispielsweise zum Klimaschutz und zur sicheren künftigen Energieversorgung einen wichtigen Beitrag leisten.

Täuscht der Eindruck, oder hat das allgegenwärtige Thema "Klimawandel" andere Bereiche wie den Naturschutz in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund gedrängt?

Wir beobachten derzeit zwei große ökologische Krisen: die Klimakrise und das Artenaussterben. Beide können wir nicht gegeneinander ausspielen, wir müssen sie gemeinsam lösen und den Klimaschutz genauso wie den Umwelt- und Naturschutz voranbringen. Das eine geht mit dem anderen einher - beispielsweise im Bereich des natürlichen Klimaschutzes. Dazu erarbeiten wir derzeit im Umweltministerium ein Aktionsprogramm.

Was genau bedeutet "natürlicher Klimaschutz"?

Dabei geht es beispielsweise um die Renaturierung und den Schutz von Mooren, damit sie kein zusätzliches CO2 freisetzen, potenziell wieder CO2 speichern und so einen Beitrag gegen die Klimakrise leisten. Zudem wollen wir Auen, Wälder, Grünland und Meere besser schützen und wieder in ihren natürlichen Zustand versetzen - denn das ist ein wichtiger Aspekt, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Diese ist essenziell für unsere Ökosysteme, denken wir nur an die Insekten als Bestäuber für Pflanzen. Was wir außerdem brauchen, ist ein neues globales Abkommen zum Schutz der Biodiversität.

Insekten wie Bienen werden immer wieder als Beispiel genannt, wenn vor dem Artensterben gewarnt wird. Welchen Beitrag kann jeder von uns zu deren Schutz leisten?

Da können alle schon mit kleinen Dingen beitragen. Etwa, indem man eine Blühwiese im heimischen Garten anlegt. Mir geht es natürlich in einem größeren Maßstab darum, die Biodiversität zu erhöhen, zum Beispiel auf Agrarflächen. Dabei arbeiten wir eng mit dem Landwirtschaftsministerium zusammen.

Zusammenarbeit ist ein gutes Stichwort. Macht es Ihre Arbeit als Umweltministerin leichter, dass in den für Klimaschutz und Landwirtschaft zuständigen Ministerien mit Robert Habeck und Cem Özdemir zwei Parteikollegen an der Spitze stehen?

Die gesamte Bundesregierung ist von dem Willen geprägt, Probleme gemeinsam und konstruktiv zu lösen, das soll unser Markenzeichen sein. Da kann es nicht um ein Klein-Klein gehen, dafür sind die Herausforderungen einfach zu groß. Entsprechend gibt es auch eine gute Zusammenarbeit mit anderen Ministerien, beispielsweise dem Verkehrsministerium.

Sie sind jetzt beinahe schon die berühmten 100 Tage im Amt. Was waren aus Ihrer Sicht die prägendsten Punkte dabei?

Es sind in dieser kurzen Zeit bereits einige weitreichende Entscheidungen gefallen - global zum Beispiel mit großem Einsatz Deutschlands und der EU der Beschluss der UN-Umweltkonferenz in Nairobi, ein Abkommen gegen die Plastikvermüllung der Meere und der Umwelt auszuhandeln. Für Deutschland haben wir als Regierung einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien auf den Weg gebracht. Dazu gehört auch das Thema Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen, wofür wir klare Eckpunkte zum naturschutzfreundlichen Ausbau vorgelegt haben. Aber bei der Frage nach einer ersten Bilanz muss man natürlich eines ganz klar sagen: Das gesamte politische Handeln wird derzeit vollkommen überschattet vom russischen Angriff auf die Ukraine. Dieser völkerrechtswidrige Krieg muss gestoppt werden.

© MItteldeutsche Zeitung

10.03.2022 | Medienbeitrag Klimaschutz | MZ
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