Ökosysteme unter der Lupe

06.07.2023
Deutschlandkarte unter der Lupe
Der überarbeitete Ökosystematlas des Statistische Bundesamts gibt den Ökosystemgesamtrechnungen für Deutschland ein neues Gesicht und uns erste Antworten zum Zustand und der Leistungsfähigkeit unserer Natur.

Wie hoch ist der Dürrestress unserer Wälder, welche Produktivität bergen die Ackerflächen meiner Gemeinde, wo tragen landschaftsstrukturierende Elemente wie Feldhecken zum genetischen Austausch bei und beugen der Bodenerosion vor, wie verteilen sich bestimmte Wasserpflanzen als Nahrungsquelle und Kohlenstoffspeicher in den Meeren?

Mit seinem überarbeiteten Ökosystematlas gibt das Statistische Bundesamt seinen Ökosystemgesamtrechnungen für Deutschland ein neues Gesicht und uns erste Antworten zum Zustand und der Leistungsfähigkeit unserer Natur. Profitieren sollen Politik und Zivilgesellschaft ebenso Wirtschaft, Wissenschaft und Medien. Der Ökosystematlas erfasst zunächst flächendeckend die Ausdehnung unserer Ökosysteme und vermittelt erste Zustandsbeschreibungen einschließlich eines Jahresvergleichs 2015/2018, die in Ökosystemsteckbriefen mit Ausführungen zur Bedeutung der Ökosysteme weiter erläutert werden. Durch Nutzung der Auswahlmöglichkeiten im Nutzermenü und in der Legende lassen sich differenzierte Informationen über die Karten zu einzelnen Themen auswählen. Sie stützen sich unter anderem auf Daten des Bundesamtes für Naturschutz, des Umweltbundesamtes, des Europäischen Fernerkundungsprogramms Copernicus, des Umweltforschungszentrums Leipzig oder des Thünen-Instituts. Aktuellere Zahlen für das Berichtsjahr 2021 sind derzeit in Vorbereitung.

Ökosystemgesamtrechnungen (ÖSGR) sind Teil der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen (UGR). Durch rechtliche Entwicklungen auf europäischer Ebene rücken die ÖSGR zugleich stärker in das Blickfeld von Wirtschaft und Politik. Ein Teil davon ist ihre geplante Aufnahme in die vorgeschriebene staatliche Berichterstattung im Rahmen der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen durch die Ergänzung der Verordnung 691/2011 um einen Anhang IX zu Ökosystemen (COM(2022) 329 final). Die Mitgliedstaaten sollen künftig verpflichtet werden, regelmäßig die Ausdehnung, den Zustand und die Leistungen ihrer Ökosysteme offenzulegen. Dabei sollen die gesamte Landes- und Meeresfläche lückenlos erfasst und Veränderungen abgebildet werden. Derzeit wird die Unterteilung in Siedlungsgebiete, Acker- und Grünland, Wälder und Gehölze sowie Küsten-, Dünen- und Feuchtgebiete differenziert. Zustandsbeschreibende Merkmale sind unter anderem der Anteil an Grünflächen, die Kohlenstoffspeicherfähigkeit von Böden, der Feldvogelindex, Totholzanteile und Baumdichten oder der Anteil versiegelter Flächen. Leistungen bilden unter anderem die Nahrungsmittelproduktion, die Treibhausgasreduktion durch Bindung von Kohlenstoff oder das von Ökosystemen ausgehende Erholungs- und Freizeitangebot.

Die öffentlich zugänglichen ÖSGR-Daten, die systematisch weiter ausgebaut werden, können für diverse umweltpolitische Themenbereiche und Akteure interessant sein. Das gilt beispielsweise auch für Unternehmen und Finanzmarktakteure mit Blick auf neue EU-Nachhaltigkeitsberichtspflichten, die sich unter anderem mit den Auswirkungen unternehmerischen Handelns auf Biodiversität und Ökosysteme sowie auf Abhängigkeiten von Leistungen der Natur auseinandersetzen.

06.07.2023 | Meldung Umweltinformation
https://www.bmuv.de/ME10797

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