Nachhaltige Ernährung: Was isst die Welt?

27.09.2022

Artensterben, Wassermangel, Treibhausgase: Wie können wir unsere Ernährung sichern und gleichzeitig die Umwelt schützen?

In den Regalen der Supermärkte in Deutschland herrscht in der Regel Überfluss. Die Lebensmittelversorgung ist gesichert. Die Krisen der letzten Jahre haben aber gezeigt, dass bestimmte Ereignisse zu Schwierigkeiten in den Lieferketten führen können. So wurden mit dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 Sonnenblumenöl und Weizenmehl mancherorts knapp.

Laut Welternährungsorganisation (FAO) sind Konflikte eine der Hauptursachen für den Mangel an Lebensmitteln. Weitere Faktoren sind der Klimawandel und extreme Wettereignisse sowie Wirtschaftskrisen.

Etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung leiden an Hunger. Gleichzeitig verfügen viele Menschen über Nahrungsmittel im Überfluss. Vor allem in den Industrieländern sind viele Menschen übergewichtig. Weltweit sind das etwa 1,9 Milliarden Erwachsene – beinahe 25 Prozent der Weltbevölkerung.  Darüber hinaus wird ein beträchtlicher Teil der Lebensmittel in den Müll geworfen, allein in Deutschland jährlich 75 Kilogramm pro Kopf.

Während nicht alle Menschen weltweit ausreichend versorgt sind, wird in vielen Regionen der Erde der Bedarf an Lebensmitteln weiter steigen. Denn die Weltbevölkerung wächst. Gleichzeitig fügt die Lebensmittelproduktion der Umwelt erhebliche Schäden zu. Wie kann es gelingen, weltweit die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen und gleichzeitig die Umwelt zu schützen?

Umweltfolgen

"True Cost": Die Folgen für alle

Ein kritischer Blick auf die heutige Lebensmittelproduktion und auf Konsummuster zeigt, dass Lebensmittel oft mit versteckten Kosten verbunden sind. Die Art, wie heutzutage Lebensmittel produziert und konsumiert werden, geht einher mit verschiedenen Umwelt- und Gesundheitsschäden, die die Allgemeinheit zahlen muss. Eine britische Studie bezeichnet dies als die "wahren Kosten" ("true cost"), die nicht auf dem Preisschild stehen.

Die Umweltfolgen von Lebensmitteleinkäufen hat unter anderem das Umweltbundesamt untersuchen lassen. Demnach sind mit einem Einkauf im Wert von 50 Euro durchschnittlich folgende Umwelteinflüsse verbunden:

  • Benötigte Fläche: 44 Quadratmeter (für den Anbau von Lebensmitteln sowie von Futtermitteln für Schweine, Rinder und Geflügel)
  • Wasserverbrauch: 23.000 Liter
  • Treibhausgase: 32,5 Kilogramm
  • Ammoniak (Luftschadstoff): 140 Gramm
  • Stickstoffoxide (Luftschadstoff): 40 Gramm
  • Feinstaub (Luftschadstoff): 12 Gramm
Lebensmittelproduktion

Wo liegt das Problem?

Die Nahrungsmittelproduktion wirkt sich auf die Umwelt aus, weil sie viele Ressourcen beansprucht. Dazu gehören insbesondere Wasser, Flächen, auf denen Nutzpflanzen angebaut werden, aber auch Energie. Wie viel und welche Ressourcen benötigt werden – und welche Folgen dies hat – unterscheidet sich je nach Art der Lebensmittel und nach den Produktionsbedingungen.

Wasser

Für die Produktion vieler Lebensmittel werden große Mengen Wasser benötigt. Während Deutschland zu den wasserreichen Ländern gehört, ist in anderen Regionen der Welt Wasser knapp und kostbar. Ein Beispiel ist die Region Almeria in Spanien, wo Gemüse für Deutschland und ganz Europa angebaut wird. Für den Anbau von Tomaten und Zucchini werden dort große Mengen Wasser verbraucht. Da es nur selten regnet, wird dafür Grundwasser oder Wasser aus Seen und Flüssen verwendet. Das kann zum Absenken des Grundwasserspiegels und zum Austrocknen natürlicher Gewässer führen.

Besonders hoch ist der Wasserbedarf bei der Fleischproduktion. Während für ein Kilogramm Kartoffeln gut 250 Liter Wasser benötigt werden, sind für ein Kilogramm Rindfleisch hingegen fast 15.500 Liter erforderlich. Der größte Teil entfällt dabei auf die Herstellung der Futtermittel. Der Wasserbedarf für die Produktion von Gütern wird oft als "virtuelles Wasser" bezeichnet.

Flächen und Böden

Um Flächen für die Landwirtschaft zu gewinnen, werden in vielen Regionen der Erde Wälder gerodet. Das betrifft insbesondere Regenwälder in den tropischen Regionen. Dadurch werden wichtige Lebensräume für viele Tiere und Pflanzen zerstört. Außerdem spielen Wälder auch eine bedeutende Rolle für das Klima. Die Pflanzenmasse der Wälder bindet das Treibhausgas CO2 (Kohlenstoffdioxid). Regenwälder werden häufig durch Brandrodungen vernichtet. Dadurch wird das Treibhausgas, das in Form von Kohlenstoff im Holz gebunden ist,  wieder in die Luft freigesetzt.

Während der Bedarf an neuen landwirtschaftlichen Flächen steigt, gehen viele der bisher genutzten Böden verloren. Sie sind nicht mehr für die Landwirtschaft nutzbar. Davon sind schätzungsweise bereits 20 bis 25 Prozent der Böden weltweit betroffen. Durch eine zu intensive Nutzung haben sie ihre Fruchtbarkeit eingebüßt. Sie sind verunreinigt, versalzen oder erodieren, das heißt: Durch Wind und Wasser wird auf ungeschützten Flächen der fruchtbare Boden weggespült beziehungsweise weggeweht.

Energie und Treibhausgase

Die Erzeugung der Lebensmittel trägt erheblich zum Klimawandel bei. Kohlenstoffdioxid wird vor allem durch den Energieverbrauch in der Landwirtschaft freigesetzt, durch den Transport sowie die Produktion und Lagerung von Lebensmitteln. Mehr Infos im Artikel Mein Essen, die Umwelt und das Klima

Spielen

Quiz: Wie ist die Ernährungssituation auf der Welt?

Was wir essen, hängt auch mit der Umwelt zusammen. Wie können wir alle Menschen auf der Welt ernähren und dabei die Umwelt schützen? Teste dein Wissen und beantworte die Fragen zum Thema Ernährung. Hier gelangst du zum Quiz.

Lösungen

Wie kann sich die Welt nachhaltig ernähren?

Eine nachhaltige Ernährung aller Menschen ist auf verschiedenen Ebenen der Politik ein wichtiges Ziel. Unter anderem in der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und im sogenannten "European Green Deal" der EU. Dabei geht es nicht nur darum, die Ernährung aller Menschen sicherzustellen. Das Ernährungssystem soll auch in Krisen funktionieren, wie beispielsweise bei Konflikten oder nach Katastrophen durch extreme Wetterereignissen. Um dies zu erreichen, müssen vielfältige Lösungsansätze verfolgt werden. Sie beziehen sich sowohl auf die Nachfrage als auch auf die Produktion von Lebensmitteln.

Es ist grundsätzlich möglich, bis zum Jahr 2050 rund 10 Milliarden Menschen gesund zu ernähren, ohne die natürlichen Lebensgrundlagen zu zerstören. Allerdings ist dafür eine grundlegende Veränderung unserer Ernährungsweise nötig.

Zum Beispiel müssten wir im Durchschnitt ungefähr doppelt so viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse essen wie bisher. Den Fleischkonsum und den Verzehr von Zucker müssten wir dagegen halbieren. Gleichzeitig müssten Lebensmittelabfälle verringert werden.

Neben der Ernährungsweise sind auch Veränderungen bei der Lebensmittelproduktion wichtig. So muss die Landwirtschaft produktiver, aber gleichzeitig auch nachhaltiger werden. Wenn Pflanzen angebaut werden, die an den jeweiligen Standort angepasst sind, können beispielsweise reichere Ernten erzielt werden. Das bedeutet unter anderem, in trockenen Gegenden Pflanzen zu wählen, die weniger Wasser benötigen. Außerdem kann die Bodenqualität durch geeignete Anbaumethoden verbessert werden.

Um auch in Krisen ausreichend Nahrungsmittel zu haben, empfiehlt eine Studie der Universität Bonn, sowohl regionale als auch eine Vielfalt unterschiedlicher Lebensmittel zu konsumieren. Dadurch beruht die Versorgung auf verschiedenen Erzeugern, was eine Abhängigkeit von bestimmten Produkten (die im Krisenfall vielleicht nicht verfügbar sind) verhindert.

Nachfrage

Was kann ich selbst tun?

Auch du als Verbraucherin oder Verbraucher kannst etwas dazu beitragen, die Lebensmittelversorgung nachhaltiger zu gestalten. Denn Konsumgewohnheiten beeinflussen den Markt und die Produktion.

Im Alltag können folgende Tipps beachtet werden:

  • weniger Fleisch essen, um Wasser zu sparen und Treibhausgase zu reduzieren,
  • Produkte aus fairem und biologischem Anbau wählen, um nachhaltige Arbeits- und Produktionsbedingungen zu unterstützen,
  • problematische Produkte vermeiden, zum Beispiel Lebensmittel mit Palmöl, um die illegale Rodung von Regenwäldern in Malaysia oder Indonesien einzudämmen,
  • regional und saisonal konsumieren, um lange Transportwege und damit CO2 einzusparen.

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