Welche Zukunft hat der Wintersport?

14.03.2022

Skitourismus ist in den Bergen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch er hat auch Folgen für die Umwelt.

Die Folgen des Klimawandels sind zunehmend spürbar. Das betrifft auch den Wintertourismus in den Alpen. In den Medien wird deshalb häufig die Frage diskutiert, ob der Skitourismus überhaupt eine Zukunft hat.

Tatsächlich zeigen sich die Folgen schon heute. Denn in den tieferen Lagen der Alpen und den deutschen Mittelgebirgen fällt im Durchschnitt immer weniger Schnee, und in Zukunft wird es noch weniger werden. Es gibt immer weniger Skigebiete, die als schneesicher gelten.

Gleichzeitig beeinträchtigt der Skitourismus in seiner derzeitigen Form das Ökosystem Alpen. Damit gefährdet er seine eigene Grundlage, denn die einzigartige Natur und Landschaft macht diese Region für Tourismus und Erholung attraktiv. Wenn neue Skigebiete erschlossen oder bestehende massiv erweitert werden sollen, stoßen derartige Pläne daher immer häufiger auf Kritik.

Alpentourismus

Skiurlaub als Massenphänomen

Der Wintertourismus ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung für viele Regionen. Skifahren gehört in Deutschland zu den beliebtesten Sportarten. Über acht Millionen Deutsche betreiben aktiv Ski alpin. Hinzu kommen Millionen Snowboarderinnen und Skilangläufer.

Viele Orte in den Alpen sind im Winter äußerst beliebte Ziele, auch für Gäste aus dem Ausland. Zu den Alpenländern zählen Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Österreich, Schweiz und Slowenien. Österreich liegt beim Skitourismus an der Spitze. Wie wichtig der Wintersporttourismus ist, lässt sich auch am Erscheinungsbild vieler Skiorte ablesen. Es ist durch Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen, Lifte und Loipen geprägt.

Die Alpen: Ein Einzigartiges Ökosystem

Besucherinnen und Besucher der Alpenregion schätzen besonders die einzigartige Natur. Hier findet sich eine besonders große Vielfalt an Lebensräumen sowie Tier- und Pflanzenarten. Tausende Pflanzen sind hier zuhause, darunter viele seltene Arten, die ausschließlich in dieser Region vorkommen. Bekannte Beispiele sind das Edelweiß, die Alpenrose oder der Enzian.

Das Besondere vieler Alpenpflanzen ist, dass sie sich an ein extremes Klima angepasst haben: an Wind, Kälte, Schnee, nährstoffarme und steinige Böden, intensive Sonnenbestrahlung und kurze Vegetationsperioden.

Auch die Alpenfauna ist besonders vielfältig: Etwa 30.000 Tierarten leben in den Alpen. Zu ihnen zählen zum Beispiel die Alpenfeldmaus und die bayrische Feldmaus, die ausschließlich in den Alpen vorkommen. Bekanntere typische Alpentiere sind Königsadler, Luchs, Gams, Schneehase oder auch das Alpenmurmeltier.

Wie wirkt sich der Tourismus auf die Alpen aus?

Skigebiete beanspruchen viel Fläche für Pisten, Liftanlagen, Hotels, Straßen, Parkplätze und vieles mehr. Dadurch gehen weite Teile der natürlichen Lebensräume vieler Pflanzen und Tiere verloren. Die Skigebiete liegen inmitten von Gebirgslandschaften, die für einige seltene und vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen von höchster Bedeutung sind.

Der schwerwiegendste Eingriff in die Natur der Berggebiete geschieht beim Bau neuer Skipisten durch Waldrodungen und das Planieren der Böden. Denn dadurch wird die natürliche Pflanzendecke zerstört. Der Boden wird verdichtet, sodass weniger Wasser versickern kann. Damit steigt die Gefahr von Schlamm- und Gerölllawinen bei Starkregen und Schneeschmelze. Viele Insekten wie zum Beispiel Schmetterlinge oder Käfer nutzen die Pflanzendecke jedoch als Lebensraum. Wird die Pflanzendecke zerstört, verschwinden auch die Tiere.

Ein weiteres zentrales Umweltproblem ergibt sich aus der An- und Abreise der vielen Urlaubsgäste. 84 Prozent fahren mit dem eigenen Auto in die Alpen. Da jährlich viele Millionen Touristinnen und Touristen in die Alpen reisen, führt das zu einem hohen Verkehrsaufkommen. Der Autoverkehr ist verbunden mit Belastungen für die Umwelt aufgrund von Schadstoff-, Lärm- und Treibhausgasemissionen. Mehr zur Verkehrsproblematik in den Alpen findest du hier.

Klimawandel

Wenn Schnee und Eis verschwinden

Die Winter in den Alpen sind milder geworden. So ist die Jahresmitteltemperatur in den bayerischen Alpenregionen innerhalb der letzten 60 Jahre um 1,5 Grad Celsius gestiegen. Auch die Zahl der jährlichen Frosttage, an denen die Tageshöchstwerte unterhalb von 0 Grad Celsius liegen, nahm um elf Tage ab. In Zukunft werden die Winter im Schnitt noch kürzer und weniger frostig. Auch die Schneegrenze verschiebt sich nach oben.

Das macht sich auch an den Alpengletschern bemerkbar. Bei den aktuell vorherrschenden Temperaturen muss damit gerechnet werden, dass viele Gletscher in Bayern in den nächsten Jahrzehnten komplett verschwinden.

Nachhaltigkeit

Umweltverträglicherer Wintertourismus

In vielen Urlaubsregionen der Alpen findet ein Umdenken statt: Die Natur des Alpenraums muss geschützt werden– nicht zuletzt, weil sie Grundlage für den Tourismus und somit für die wirtschaftliche Entwicklung der Region ist.

Bereits 2006 hat sich das Netzwerk "Alpine Pearls" zusammengeschlossen. Dazu zählen heute 19 Urlaubsorte in sechs Alpenländern, die auf Umweltfreundlichkeit und nachhaltige Mobilität setzen. So wird der Transport der Gäste vom Bahnhof zum Hotel organisiert, was eine Anreise per Bahn gut möglich macht. Ebenso gibt es Wander- und Skibusse. Die Gemeinde Werfenweng in Österreich beispielsweise leiht ihren Besuchern Elektro-Pkw und im Ort gibt es Elektro-Taxis.

Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf die Alpen müssen sich Wintersportorte anpassen. Dazu gehört, nicht nur auf Skisport zu setzen, sondern auch alternative, umweltfreundliche Möglichkeiten für Wanderer und zur Naturbeobachtung zu schaffen, wie zum Beispiel Wegenetze für Winterwanderungen, Wellnessangebote oder Besichtigungsangebote von Bauernhöfen und regionalen Attraktionen.

Wichtig ist auch die Alpenkonvention, die 1991 von sechs Staaten (darunter auch Deutschland) und der Europäischen Gemeinschaft unterzeichnet wurde. Sie soll zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung im Alpenraum beitragen. Hier erfährst du mehr darüber: Alpen schützen und nachhaltig entwickeln.

Wintersport

Was kann ich selbst beitragen?

Bei deiner Reise in die Alpen kannst auch du dazu beitragen, die Natur zu schützen. Der Internationale Skiverband empfiehlt folgende Verhaltensregeln:

  1. Informiere dich über dein Gebiet. Dabei kannst du vor allem die Orte unterstützen, die sich um die Umwelt sorgen.
  2. Wähle umweltfreundliche Verkehrsmittel – Bus und Bahn – zur Anreise.
  3. Bildet Fahrgemeinschaften bei Anreise mit dem privaten Auto.
  4. Lasst euer Auto am Skiort stehen und nehmt den Skibus.
  5. Fahre nur bei ausreichender Schneedecke Ski und Snowboard.
  6. Halte dich an die markierten Pisten und Loipen.
  7. Beachte Pistenmarkierungen und -sperrungen.
  8. Verzichte auf das Fahren abseits der Pisten besonders in Waldgebieten.
  9. Fahre nicht in geschützte Gebiete und schone Tiere und Pflanzen.
  10. Nimm deinen Abfall mit.

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