Shoppen und die Welt verbessern?

19.06.2020 | Konsum

Wir verbrauchen weit mehr, als wir grundsätzlich benötigen. Das hat Folgen für Umwelt und Klima.

Handys sind ein Problem, weil beim Abbau der Rohstoffe die Umwelt zerstört wird? Klar, schon oft gehört. Die Herstellung billiger T-Shirts geht oft mit schlechten Arbeitsbedingungen einher? Auch das ist bekannt.

Egal welche Produkte wir kaufen, unser Konsum hat Folgen für die Umwelt und für andere Menschen. Mal mehr, mal weniger, denn es gibt sehr große Unterschiede. Viele Menschen bemühen sich darum, nachhaltig einzukaufen. Das ist nicht immer einfach.

Warum ist das Thema wichtig?

Wie wir uns beim Einkaufen entscheiden, hat einen großen Einfluss. Denn wir kaufen viel.

In Deutschland und anderen westlichen Industrieländern verbrauchen die Menschen weit mehr, als anderswo. Auch im Vergleich zu früher kaufen und besitzen die Menschen mehr. Zum Beispiel gibt es heute auf 100 Haushalte 291 Telefone, 224 Computer, 163 Fernseher und 106 Autos. 

Diese Produkte herzustellen erfordert viel Aufwand und Energie. Darum hat unser Konsum auch Anteil am Ausstoß von Treibhausgasen. In Deutschland sind die jährlichen Pro-Kopf-CO2-Emissionen rund doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Sie liegen bei rund 9,6 Tonnen, weltweit bei rund 4,8 Tonnen. 

Davon gehen 38 Prozent auf das Konto von Konsumgütern, und weitere 15 Prozent werden durch die Ernährung verursacht. 

Was ist der "ökologische Rucksack"?

Um zu beurteilen, welche Folgen ein Produkt für die Umwelt hat, muss der gesamte Lebensweg betrachtet werden. Es geht nicht nur darum, ob zum Beispiel ein Kühlschrank im Betrieb besonders wenig Strom verbraucht. Sondern es geht um viele Schritte, von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung von Einzelteilen bis hin zur Verwertung des Produkts, wenn es nicht mehr gebraucht wird. 

Werden zum Beispiel Metalle verwendet, bei deren Förderung Regenwälder zerstört werden? Oder sind die Materialien nachwachsende Rohstoffe? Enthält das Produkt Materialien, welche die Umwelt noch Jahrzehnte lang belasten werden? Oder sind die Stoffe unbedenklich und können gut recycelt werden?

Oft wird gesagt, dass jedes Produkt einen „ökologischen Rucksack“ trägt. Er enthält die Summe aller Umweltbelastungen, die mit dem Produkt zusammenhängen.

Das Foto zeigt eine Tasche aus den Fasern der Bananenpflanze. Der Stoff wurde 2019 mit dem Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet.  Beim Ecodesign – oder Ökodesign – geht es darum, schon bei der Planung darauf zu achten, wie umweltverträglich ein Produkt wird. Dabei wird von vornherein der gesamte Lebensweg betrachtet, bis hin zur Verwertung. So können zum Beispiel erneuerbare Rohstoffe eingeplant werden, eine energiesparende Herstellung oder besonders einfache Reparaturen und Recycling. 

Produktsiegel helfen im Alltag

Eine Vielzahl von Labels und Auszeichnungen hilft dabei, nachhaltige Produkte zu wählen. Allerdings gibt es mittlerweile so viele, dass es schwerfällt, den Überblick zu behalten. Und nicht alle werden hohen Ansprüchen gerecht. Bei Zweifeln helfen einige Faustregeln.

Um ein Siegel zu verwenden lassen Hersteller ihre Produkte kontrollieren, oder sie verpflichten sich, bestimmte Anforderungen zu erfüllen. 

Zu den bekanntesten zählen in Deutschland der "Blaue Engel" und das Bio-Siegel. Mit dem "Blauen Engel" werden Produkte und Dienstleistungen gekennzeichnet, die besonders umweltfreundlich sind. Das Bio-Siegel kennzeichnet Lebensmittel aus ökologischem Landbau. 

Nicht immer ist klar, was ein Label aussagt. Wichtig ist zu hinterfragen, welche Kriterien für die Kennzeichnung gelten. Sie sollten darüber hinausgehen, was ohnehin gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Kriterien sollen klar und nachvollziehbar sein, und es sollte kontrolliert werden, dass sie auch wirklich eingehalten werden.

Welche Siegel gibt es?

Weit mehr als 1.000 verschiedene Labels gibt es, so der Informationsdienst

Was können wir für nachhaltigen Konsum tun?

Konsum ist sehr vielfältig, und es sind viele beteiligt. Wenn wir mehr Nachhaltigkeit für Konsum erreichen wollen, muss sich viel bewegen. Es sind sowohl die Politik, die Industrie, und der Handel als auch jede und jeder Einzelne verantwortlich. 

Die Politik arbeitet in vielen Bereichen daran, mehr Nachhaltigkeit beim Konsum zu erreichen. Die Bundesregierung hat sich zum Beispiel zum Ziel gesetzt, den Marktanteil von Produkten mit Nachhaltigkeitssiegeln bis 2030 auf 34 Prozent zu steigern. 

Viele rechtliche Regelungen für umweltfreundliche Produkte gibt es schon. Die Ökodesign-Richtlinie der EU soll dafür sorgen, dass ineffiziente Produkte durch umweltfreundlichere ersetzt werden. Zum Beispiel wurden die früher üblichen Glühlampen aus dem Handel genommen. Sie wandelten den größten Teil der Energie in Wärme um statt in Licht. Mittlerweile gibt es weit effizientere Lampen wie LEDs. 

Außerdem ist gesetzlich geregelt, dass Hersteller für ihre Produkte verantwortlich sind. Auch nach Benutzung, wenn sie entsorgt werden. Das gilt zum Beispiel für Verpackungen, Batterien und Elektro- und Elektronikgeräte. Letztere müssen seit 2015 von Händlern zurückgenommen werden. So soll erreicht werden, dass die Hersteller in ihrem eigenen Interesse Produkte entwickeln, die sich umweltverträglich verwerten lassen.

Tipps

Was kann ich beim Einkaufen beachten?

  • Umwelt- und Nachhaltigkeitssiegel erleichtern die Orientierung. So existiert zum Beispiel das Umweltsiegel "Der Blaue Engel" für eine Vielzahl von Produktgruppen. 
  • Mehrwegprodukte verwenden: Fast immer gibt es alltagstaugliche Alternativen zu Einwegprodukten wie Plastikflaschen, Einkaufstüten oder Kaffeebecher.
  • Bei Elektrogeräten sollten Verbraucher/-innen darauf achten, was auf der Energieverbrauchskennzeichnung steht. Statt eines Kühlschranks mit der Kennzeichnung A+ kann sich zum Beispiel die Suche nach einem Gerät mit A++ lohnen.

Aber Achtung: Siegel sind nicht alles. Wer zum Beispiel jedes einzelne Produkt mit dem Auto abholt, macht den Vorteil nachhaltiger Produkte unter Umständen schnell wieder zunichte.

Es geht um mehr, als das Richtige zu kaufen

Wird es die Welt besser machen, wenn ich nur die richtigen Produkte kaufe? Das könnte sein. Aber wer sich für die Umwelt und für mehr Nachhaltigkeit einsetzen möchte, sollte noch mehr im Auge behalten. Es geht um einen insgesamt umweltverträglichen Lebensstil.

Wer zum Beispiel mit dem Auto zum Bio-Hofladen fährt, macht den Vorteil der umweltfreundlichen Lebensmittel schnell wieder zunichte. Auch wer häufig zu viel Lebensmittel einkauft und deshalb viel wegwirft, verschlechtert seine Umweltbilanz.

Es gibt viele Ideen und Vorschläge für einen umweltfreundlicheren Konsum. Die Umweltbelastungen durch neue Produkte lassen sich beispielsweise verringern, wenn man sie so herstellt, dass sie länger halten. Dann werden insgesamt auch weniger dieser Produkte benötigt. Dinge, die man nicht ständig benötigt, kann man mit anderen Menschen teilen. Carsharing ist dafür das bekannteste Beispiel. 

Auch wenn es darum geht, anderen Menschen etwas Gutes zu tun, gibt es Alternativen zum Kauf neuer Produkte. Eine besteht darin, „Zeit“ zu schenken, unter dem Motto "Zeit statt Zeug". Das kann zum Beispiel eine gemeinsame Unternehmung sein, aber auch tatkräftige Unterstützung für Bedürftige.

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