Warum wir Handys, Konsolen & andere Elektronikgeräte länger nutzen sollten
Viele Produkte werden gegen neue ausgetauscht, auch wenn sie noch funktionieren. Das schadet der Umwelt.
Wenn Handys nach kurzer Zeit gegen neue Geräte ausgetauscht werden, ist das nicht nur eine finanzielle Belastung für die Verbraucher*innen. Es schadet auch der Umwelt und dem Klima. Das gilt auch für andere elektronische und elektrische Produkte.
Für die Herstellung werden wertvolle Rohstoffe und Energie verbraucht und führt zum Ausstoß von Treibhausgasen. Außerdem ist die Herstellung mit sozialen Problemen verbunden.
Eigentlich könnten viele Produkte länger genutzt werden. Die technisch mögliche Lebensdauer ist oft länger als die tatsächliche Nutzung. Für die Umwelt ist eine längere Nutzung besonders wichtig. Um das zu erreichen, sind sowohl die Hersteller als auch die Konsument*innen gefragt.
Was in unseren Handys steckt
Wie wichtig ist das Problem?
Das Ausmaß der Belastungen ist groß, und es steigt. Wir besitzen heute im Durchschnitt so viele Elektronik- und Elektroprodukte wie nie zuvor. Immer mehr Produkte wie Laptops, Smartphones, Smart-TVs und Spielekonsolen werden verkauft. Manche Geräte gab es vor wenigen Jahrzehnten noch nicht, andere waren früher sehr viel seltener. Für die Herstellung werden wieder neue Rohstoffe gebraucht, wodurch die negativen Auswirkungen auf die Umwelt steigen.
In Elektronik- und Elektroprodukten werden besonders wertvolle Rohstoffe verarbeitet. In Handys zum Beispiel stecken neben verbreiteten Metallen wie Eisen, Kupfer, Aluminium und Zink auch seltene Stoffe wie Indium, Tantal und Gold.
Die Gewinnung und die Verarbeitung der Rohstoffe sind mit großen Umweltschäden verbunden. Außerdem müssen die Geräte aufwändig entsorgt beziehungsweise recycelt werden. Hinzu kommen die sozialen Probleme, zum Beispiel bei den "Konfliktrohstoffen". Sie werden so genannt, weil sie vor allem in Regionen in Afrika vorkommen, die von militanten Gruppen kontrolliert werden, die für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind.
Mehr zu den Rohstoffen und zur Herstellung im Thema: Handys, Internet und die Umwelt.
Gestern hip, heute Elektroschrott
Warum nutzen wir die Produkte nicht länger?
Ein Grund ist: Es kommen immer wieder neue attraktive Produkte auf den Markt, die sich schnell verbreiten. Zum Beispiel Fernseher: In den 1990er-Jahren hatte bereits fast jeder Haushalt einen Fernseher, jedoch mit Röhrentechnik. Dann kamen Flachbildfernseher auf den Markt. Innerhalb kurzer Zeit ersetzten sie die Geräte mit der alten Technik. Mittlerweile verbreiten sich sogenannte Smart-TVs, die mit dem Internet verbunden sind.
Ähnlich ist es bei Digitalkameras und Spielekonsolen. Und sogar bei Haushaltsgeräten: Dort verbreiten sich „smarte“ Geräte mit Internetverbindung, zum Beispiel Saugroboter oder Lautsprecher mit Sprachsteuerung ("smart Speaker").
Laut einer Umfrage des Verbands Bitkom ist mehr als die Hälfte der in Deutschland genutzten Smartphones so gut wie neu, sie wurden vor weniger als einem Jahr gekauft. Bitkom ist ein Verband von Medien- und Technologieunternehmen.
Wenn wir ein Produkt besitzen, das noch funktioniert, gibt es trotzdem oft Gründe für einen Neukauf. Oft ist es nicht sinnvoll, das Produkt weiter zu benutzen. Aber auch unsere Psychologie spielt eine Rolle.
Warum wir funktionierende Geräte veraltet finden
- Die Materialien oder Bauteile sind nicht mehr leistungsfähig.
- Die Funktionen reichen nicht, um neue Anforderungen zu erfüllen. Zum Beispiel: Ein alter Drucker arbeitet nicht mehr mit dem neuen PC zusammen.
- Es wird zu teuer, das Produkt zu nutzen. Zum Beispiel, weil die Wartung oder Zubehör teurer werden.
- Psychologie: Es gibt neue Trends, und das vorhandene Produkt kommt uns veraltet vor.
Manche Unternehmen machen es schwerer als nötig
Unternehmen tragen oft dazu bei, dass wir unsere Produkte schnell austauschen. Bei heutigen Smartphones oder Laptops ist es kaum möglich, einzelne Teile zu reparieren oder auszutauschen, um die Geräte aufzurüsten.
Bei vielen Handys ist der Akku fest verbaut, obwohl Akkus nach und nach schwächer werden.
Gleichzeitig bringen große Hersteller regemäßig neue Produkte auf den Markt. Hersteller und Handel machen viel Werbung für die Neuheiten, und viele Mobilfunkfirmen bieten ihren Kund*innen regelmäßig neue Handys an.
Erst smart, dann offline
Wenn Hersteller keine Software-Updates mehr bereitstellen, können auch technisch einwandfreie Geräte unbrauchbar werden. Das Risiko ist besonders bei „smarten“ Geräten groß. Bei Handys ist es ein bekanntes Problem. Doch auch Saugroboter oder andere vernetzte Haushaltstechnik ("Smart Home") können betroffen sein.
Bessere Produkte sind möglich!
Weil es viele Hersteller nicht leicht machen, Produkte zu reparieren oder aufzurüsten, wird viel über das sogenannte Recht auf Reparatur diskutiert. Es ist in der Europäischen Union (EU) und in Deutschland bereits Thema der Politik.
Schon beim Design der Produkte soll eingeplant werden, dass sie besser reparierbar sind. Sie sollen mit normalen Werkzeugen auseinandergebaut werden können, ohne sie zu zerstören. Hersteller sollen auch Informationen mitliefern, die die Reparatur erleichtern.
Beim Recht auf Reparatur geht es nicht um ein einzelnes Gesetz, sondern um verschiedene Regelungen. Einige wurden in der EU und in Deutschland schon umgesetzt.
Zum Beispiel müssen die Hersteller für viele Haushaltsgeräte und Fernseher Ersatzteile bereithalten, teilweise bis zu zehn Jahre lang.
Ab 2025 soll etwas Ähnliches auch für Smartphones und Tablets gelten. Hersteller müssen dann zum Beispiel Ersatz-Displays und Akkus anbieten und Informationen zur Reparatur. Sie sollen auch mindestens fünf Jahre lang Software-Updates zur Verfügung stellen.
Zukunft eingebaut
Einzelne Hersteller bieten reparaturfreundliche Smartphones an. Hier können zum Beispiel Akku und Display leicht ausgetauscht werden. Es gibt auch vereinzelt Geräte, bei denen eingeplant ist, wichtige Teile wie die Kamera später gegen bessere auszutauschen.
Was kann ich selbst tun?
Wenn es um den Kauf eines neuen Handys oder anderer Elektronik-Produkte geht, kann jede*r mithelfen, Belastungen für die Umwelt zu verringern. Oft hilft das auch, Geld zu sparen.
Ein erster Schritt ist es, genau abzuwägen, ob es zum Beispiel bei jeder Verlängerung des Handy-Vertrags ein neues Gerät sein muss? Oder ist es möglich, stattdessen einen günstigeren Tarif zu wählen.
Auch ein gebrauchtes Smartphone kann eine gute Alternative sein. Viele Händler verkaufen geprüfte Handys mit Garantie. Wer sein altes Handy verkauft oder zum Recycling gibt, hilft ebenfalls, Rohstoffe und Energie zu sparen.
Worauf kann ich bei neuen Handys achten?
- Kann der Akku ausgetauscht werden?
- Ist der Speicher erweiterbar?
- Wie lange gibt es Software-Updates?
Ausführlichere Tipps gibt es auf der Internetseite des Umweltbundesamtes.