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Ressourceneffizienz

Was ist Ressourceneffizienz?

Effizienz beschreibt das Verhältnis von Mitteleinsatz zum erzielten Ergebnis oder Nutzen; je geringer der notwendige Mitteleinsatz ist, umso höher ist die Effizienz. Bei der Ressourceneffizienz liegt der Fokus auf dem Einsatz natürlicher Ressourcen in der wirtschaftlichen Produktion. Dazu zählen Wasser, Boden und Luft, Fläche, biotische und abiotische Rohstoffe, Ökosysteme mit der Vielfalt der in ihnen lebenden Organismen sowie Energie aus Sonne, Wind, Erdwärme oder Gezeitenströmungen. Je weniger natürliche Ressourcen in der Herstellung von Produkten für den wirtschaftlichen Erfolg eingesetzt werden, desto besser für die Umwelt.

Warum ist Ressourceneffizienz ein wichtiges Thema der Umweltpolitik?

Der weltweite Primärmaterialeinsatz hat sich seit 1970 mehr als verdreifacht. Er stieg von rund 27 Milliarden Tonnen im Jahr 1970 auf rund 92 Milliarden Tonnen im Jahr 2017 an. Im Jahr 2060 wird die auf bis zu zehn Milliarden Menschen wachsende Weltbevölkerung schätzungsweise zwischen 143 und 190 Milliarden Tonnen Mineralien, Erze, fossile Brennstoffe und Biomasse in Anspruch nehmen.

Schon jetzt erleben wir ein Ungleichgewicht: In der gesamten Wertschöpfungskette werden mehr natürliche Ressourcen genutzt als der Planet Erde erneuern kann. Die Umwelt wird in hohem Maße beeinträchtigt, zum Beispiel durch frei gesetzte Treibhausgase oder Schadstoffe in Luft, Wasser und Boden. Sogar ganze Ökosysteme oder die Biodiversität als Ganzes sind bedroht. Ressourceneffizienz als Maßstab kann wesentlich dazu beitragen, den Ressourcenbedarf der Wirtschaft und die damit einhergehenden Umweltbeeinträchtigungen zu verringern.

Welchen Beitrag kann Ressourceneffizienz für den Klimaschutz leisten?

Ungefähr fünfzig Prozent der globalen Treibhausgasemissionen gehen nach Schätzungen des International Resource Panels der Vereinten Nationen direkt oder indirekt auf die Gewinnung und Verarbeitung von fossilen Brennstoffen, Biomasse, Erzen und Mineralen zurück. Dies zeigt sehr deutlich, dass ein Einhalten des im Pariser Klimaschutzabkommen festgeschriebenen Ziels, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius und möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und spätestens in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts weltweit Treibhausgasneutralität zu erreichen, ohne Rohstoffeffizienzmaßnahmen gar nicht möglich sein wird.

Was tut die Bundesregierung für mehr Ressourceneffizienz?

Mit der Verabschiedung des Deutschen Ressourceneffizienzprogramms (ProgRess) hat sich Deutschland im Februar 2012 als einer der ersten Staaten auf Ziele, Leitideen und Handlungsansätze zum Schutz der natürlichen Ressourcen festgelegt. Seither konnte viel für die nachhaltige Nutzung und zum Schutz der natürlichen Ressourcen erreicht werden. In den Bereichen Abfallvermeidung und Kreislaufwirtschaft wurden bestehende Gesetze angepasst oder neue geschaffen. Wissenschaft und Unternehmen haben sich in verschiedenen Dialogformaten daran beteiligt, neue Wege für mehr Ressourceneffizienz zu finden und die nachhaltige Nutzung von Ressourcen in Planungsprozesse zu integrieren. Parallel dazu wurde die Öffentlichkeit über umfassende Kommunikationskampagnen für Ressourceneffizienz sensibilisiert.

Die Bundesregierung ist verpflichtet, dem Deutschen Bundestag alle vier Jahre über die Entwicklung der Ressourceneffizienz in Deutschland zu berichten und das Ressourceneffizienzprogramm fortzuschreiben. Dies erfolgte erstmals am 2. März 2016 mit ProgRess II. In der unabhängigen Evaluation wurde weiterhin erheblicher Handlungsbedarf attestiert und die Fortschreibung des Programms empfohlen. Am 17. Juni 2020 wurde mit ProgRess III die zweite Fortschreibung von der Bundesregierung verabschiedet.

Was sind die Ziele des Deutschen Ressourceneffizienzprogramms?

Ein schonender und gleichzeitig effizienter Umgang mit natürlichen Ressourcen wird eine Schlüsselkompetenz zukunftsfähiger Gesellschaften sein. Wachstum und Wohlstand müssen so weit wie möglich vom Einsatz natürlicher Ressourcen entkoppelt werden. Ziel des Deutschen Ressourceneffizienzprogramms ist es, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, den Ressourceneinsatz zu senken und die daraus entstehenden Umweltbelastungen zu verringern.

Um beurteilen zu können, inwieweit diese Ziele erreicht wurden, erfasst die Bundesregierung verschiedene Maßzahlen. Besonders wichtig ist die Gesamtrohstoffproduktivität. Diese zeigt an, wieviel Wertschöpfung pro Tonne Rohstoffeinsatz erwirtschaftet wird. Je höher diese Produktivität ist, umso geringer ist der Rohstoffbedarf. Die Bundesregierung hat sich 2016 als Ziel gesetzt, dass der regelmäßige Anstieg der Gesamtrohstoffproduktivität, der von 2000 bis 2010 zu beobachten war, sich bis 2030 fortsetzen soll. Bislang ist dies auch der Fall.

Was bringt Ressourceneffizienz für einzelne Unternehmen?

Ressourceneffizienz als unternehmerisches Prinzip kann erheblich dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen durch Kostensenkung und Innovationsanreize zu stärken. Betrachtet man etwa die Kostenstruktur im verarbeitenden Gewerbe, so schlagen Materialkosten hier mit etwa 40 Prozent zu Buche. Personalkosten liegen dagegen bei nahezu 20 Prozent und Energiekosten machen sogar nur etwa zwei Prozent aus. Jeweils ausgedrückt als prozentualer Anteil am sogenannten Bruttoproduktionswert. Dies zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts zur Kostenstruktur im verarbeitenden Gewerbe, die zuletzt Anfang Juni 2020 publiziert wurden. Während der Anteil der Energiekosten in den letzten rund 30 Jahren leicht gesunken ist, ist der Anteil der Materialkosten von rund 36 Prozent 1993 auf rund 42 Prozent in 2018 gestiegen.

Welche Möglichkeiten haben Unternehmen sich über Ressourceneffizienz zu informieren?

Um Wettbewerbsvorteile durch gesteigerte Ressourceneffizienz nutzen zu können, benötigen Unternehmen zuverlässige Informationen, wie sie durch den effizienten Einsatz von Ressourcen im Betrieb oder innerhalb der Produktionsprozesse mehr Nutzen erzielen und Kosten senken können.

Branchenspezifische Informationen, Instrumente, Publikationen und Filme zum Thema Ressourceneffizienz bietet die Website www.ressource-deutschland.de des Kompetenzzentrums Ressourceneffizienz (VDI ZRE). Dieses ist ein Projekt des Bundesumweltministeriums und bündelt das verfügbare technische Wissen über den effizienteren Verbrauch von Material und Energie.

Welche Bedeutung hat die Digitalisierung für die Ressourceneffizienz?

Die Digitalisierung führt zu neuen Geschäftsfeldern und Vertriebsmöglichkeiten. Sie ermöglicht Unternehmen eine in Echtzeit gelenkte Produktion, weil ständig und überall Prozess- und Produktionsdaten erhoben und genutzt werden können. Für Produkte können "digitale Zwillinge" erstellt werden. Diese Datensätze geben unter anderem Auskunft über die genaue Materialzusammensetzung und ermöglichen ein verbessertes Recycling. Unter dem Schlagwort Industrie 4.0 läuft derzeit eine vierte industrielle Revolution ab, die zu erheblichen Steigerungen der Energie- und Ressourceneffizienz führen kann.

Die Digitalisierung führt gleichzeitig zur Zunahme von Datenverarbeitung, -speicherung und -transport sowie zu mehr Endgeräten, wie Smartphones, Tablets und Computer, und wachsenden IT-Infrastrukturen und damit zu einer Steigerung des gesamten Bedarfs an Ressourcen- und Energie. Für eine nachhaltige Ausgestaltung der Digitalisierung ist es deshalb unerlässlich, diese Chancen und Risiken genau abzuwägen.

Welchen Beitrag können Bürgerinnen und Bürger zur Ressourceneffizienz leisten?

Auch Verbraucherinnen und Verbraucher können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Produkte möglichst lange zu nutzen. Schon beim Kauf von Produkten können sich Verbraucherinnen und Verbraucher für hochwertige und langlebige Produkte entscheiden. Hilfestellung können dabei glaubwürdige, verlässliche Umweltzeichen geben, wie zum Beispiel der vom BMU unterstützte Blaue Engel. Der Blaue Engel bezieht bei seinen Vergabegrundlagen auch Anforderungen ein, die auf eine lange Haltbarkeit abzielen. Das heißt, Hersteller müssen – um ihre Produkte mit dem Blauen Engel auszeichnen zu können – zum Beispiel für einen längeren Zeitraum Ersatzteile zur Reparatur bereithalten und die Produkte reparierfreundlich konstruieren.

Wie bringt die Bundesregierung das Thema Ressourceneffizienz auf internationaler und EU-Ebene voran?

Es ist gelungen, das Thema "Ressourceneffizienz" auf Ebene der G7 und G20 zu verankern. Die G7-Präsidentschaften veranstalten Treffen der G7-Ressourceneffizienzallianz und Workshops zum Erfahrungsaustausch. Bei den G20 verstetigen sich die unter deutscher Präsidentschaft initiierten G20-Ressourceneffizienzdialoge ebenfalls zu einer kontinuierlichen Veranstaltungsreihe. Diese internationalen Prozesse werden durch wissenschaftliche Handlungsempfehlungen des Weltressourcenrats, sowie der OECD unterstützt. Auf EU-Ebene spielt Ressourceneffizienz eine zunehmend wichtige Rolle in der Umwelt- und Wirtschaftspolitik. Im Rahmen des EU-Aktionsplans Kreislaufwirtschaft wurden bereits zahlreiche Maßnahmen zur Stärkung der Ressourceneffizienz umgesetzt und sind weitere Maßnahmen geplant.